Manchmal kann ein Blick in die Vergangenheit hilfreich sein, um die Gegenwart zu verstehen
Manchmal kann ein Blick in die Vergangenheit hilfreich sein, um die Gegenwart zu verstehen



Um eine Rasse und wirklich zu  verstehen, kann es helfen zu schauen wo sie herkommt und wofür sie ursprünglich gedacht war.

Viele der Wesenseigenschaften resultieren aus dem ursprünglich zugedachten Verwendungszweck. 


Also erstmal meine persönliche Zusammenfassung zum Thema,  die offizielle Version gibt's natürlich auch noch. 


Die Idee hinter der Rasse war 1955 durch Einkreuzung des Karpatenwolfes in den Deutschen Schäferhund, gesündere, robustere und belastbarere Hunde für den Einsatz beim Militär zu bekommen. 

So ganz aufgegangen ist dieses Vorhaben dann nicht, da sich die Nachkommen aus diesen Verpaarungen als sehr meinungsstabil und Personengebunden gezeigt haben.


Was schwierig war, da die Hundeführer prinzipiell austauschbar sein sollten, die Hunde davon aber weniger begeistert waren. 


Welpen welche die natürliche Scheu des Wolfes zeigten wurden rigoros aussortiert, Selektion die heutzutage in dieser Form nicht mehr denkbar wäre. 


Somit ist aber auch ganz klar, dass Scheu beim Twh absolut nicht gewünscht oder rassetypisch ist, im Gegenteil müssen Diensthunde eine gewisse Selbstsicherheit und „Härte" mitbringen. 


Als Diensthund hat sich die Kreuzung trotz dieser Selektion nicht durchgesetzt.

Allerdings gab es einige Privatpersonen die sich nach Beendigung der offiziellen Zuchtbemühungen zusammengefunden haben um die Rasse zu fördern und zu erhalten.  


Nach der Trennung der Tschechoslowakei hat die Slowakei 1993 das Patronat über die Rasse übernommen und ist somit das für die Rasse zuständige Land.


Insgesamt geht die Rasse auf vier Wölfe, und mit deutlich grösserem Anteil auf unzählige Schäferhunde zurück.


Die letztmalige Einkreuzung eines Wolfes erfolgte 1982, nach deutlicher Selektion auf Arbeitseigenschaften und Härte wurde die Rasse 1999 von der FCI anerkannt und ist somit heute eine von zwei offiziell anerkannten Wolfhunderassen


Obwohl großes Augenmerk auf die Arbeitsfähigkeiten gelegt wurde, ist die Rasse keinesfalls mit dem Deutschen Schäferhund zu vergleichen. 


Der Twh wird von manchen als Zehnkämpfer unter den Hunden bezeichnet.

Er wird hinter den Spezialisten so gut wie immer (sag niemals nie) zurück stehen, kann aber alles ein bisschen, wenn er denn möchte.

Es gibt Twh mit erfolgreicher IPO III, Twh die im Agility unterwegs sind, THS, Zughundesport, Mantrailing, Rettungshundearbeit,  Dogdancing, Rallye Obedience, Reitbegleithund und etliche Sachen mehr. 


Die große Kunst liegt oftmals darin den richtigen Weg zur Motivation zu finden und zu behalten. 

Die oft nachgesagte Intelligenz ist nicht immer ein Segen, viele finden unzählige Wiederholungen doof, wenn sie die geforderte Aufgabe verstanden haben, Beschäftigung durch stupides Ball werfen ist für den überwiegenden Teil der Twh eben kein erstrebenswerter Zeitvertreib. 

Da bekommt man als Besitzer durchaus das Feedback vom Hund seinen Kram doch bitte selbst wieder einzusammeln, wenn man zu blöd ist darauf Acht zu geben. 

Auch Sitz, Platz und Co sind schnell verstanden und bedürfen aus Sicht so einiger keiner weiteren Übung, so darf der Besitzer dies gern allein weiter üben, wenn er das noch nicht so richtig verstanden hat. Der Hund kann sich indessen wieder sinnvollen Tätigkeiten zuwenden,  der nächsten Abteilung der Tiefgarage zum Beispiel. 


Ist man aber kreativ genug den Weg zu finden seinem Hund die Kooperation schmackhaft zu machen dann kann der Twh ein ganz großartiger Sportpartner und Freizeitpartner sein. 

Bei meinen eigenen Vieren habe ich teilweise festgestellt, dass sich die Bereitschaft mit Freude mitzumachen mit dem erwachsen werden deutlich gesteigert hat.


Vielleicht weil sich dann die ganze bunte Glitzerknete im Kopf allmählich verfestigt und nicht ständig wieder von den kleinen fiesen Hormonwichteln auf die Achterbahn geschubst wird. Damit hat Hund Zeit etwas außerhalb seines eigenen Schädels wahrzunehmen.


Mit vielen Twh die ich kenne muss man tatsächlich auf Augenhöhe kommunizieren,  sie um Mitarbeit  bitten und sie nicht „degradieren“, indem man meint sie seien bestechlich  und würden sich für Futter oder Spielzeug verkaufen.

Oder gar etwas tun, weil es dem Besitzer eine Freude macht.


Tatsächlich ist es aber genau diese Eigenständigkeit die ich unglaublich schätze, das Mausi hat mir als Junghund Leckerlis wieder vor die Füße gespuckt, entweder sie tat Dinge für mich oder gar nicht, aber sicher nicht für irgendwelches Futter.


Daher ist es auch bis heute für mich nie selbstverständlich,  dass Dinge funktionieren und selbst bei Kali und Beyza, die nie Ansätze zur "Rebellion" hatten, war ich bei jedem einzelnen geglückten Rückruf oder Abbruch stolz und dankbar.


Einfach weil ich vom Mausi ganz deutlich die Lektion bekommen habe "Einen Scheiss muss ich,  also schätze es angemessen wenn ich mich von dir rumkommandieren lasse".


Das Mausi war definitiv ein Hund auf den ich mich in brenzligen Situationen immer verlassen konnte, aber das war ganz klar gegenseitiger Respekt und nicht meiner grossartigen Erziehung geschuldet.

Es gab immer wieder kleine Gelegenheiten, wenn die Situation es hergab, bei denen sie mir das demonstriert hat und eben eher sehr frei interpretiert meinen Ansagen nachkam.


Daher sind die Twh für mich wirklich eine der loyalste Hunderassen die ich bisher kennengelernt habe,  wenn es wirklich wichtig ist, überschlagen sie sich für den Besitzer.

Nur wichtig ist nicht unbedingt die Sportprüfung oder der Hundeplatz und eben deshalb sollte die Bereitschaft "zu funktionieren" nicht eine der Hauptvoraussetzungen sein, bei der Wahl der Hunderasse. 

Bei Partnerschaft auf Augenhöhe und der Bereitschaft sehr individuell zu arbeiten, kann der Twh aber auch ganz grossartige Leistungen bringen.