Ich habe die Erlaubnis bekommen, euch die Erfahrungsberichte der lieben Martina, zur Entwicklung ihrer Hündin zugänglich zu machen.

Martina ist der wahrscheinlich am besten informierte Welpenkäufer der Geschichte.
Sie hat sich über viele Jahre mit dieser Rasse beschäftigt, Europaweit Tschechoslowakische Wolfhunde und deren Halter kennengelernt.
Sie war auf etlichen Wolfhundelagern im In und Ausland und war über mehrere Tage Betreuungsperson für mehrere Twh.

Besser kann man sich nicht vorbereiten und trotzdem hat ihre Hündin die ein oder andere Herausforderung für Frauchen gefunden.

Martina ist so lieb die gemeinsame Entwicklung öffentlich zu dokumentieren.

Ich finde ihre Texte ganz toll geschrieben und habe daher gefragt ob ich sie hier gesammelt veröffentlichen darf.

Da Ona noch jung ist, bleibt uns die dokumentierte Entwicklung hoffentlich noch ein wenig erhalten und wird dementsprechend auch hier immer wieder aktualisiert.

Wer das direkt und persönlich verfolgen möchte und viele Fotos dazu, der findet hier ihren 

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

 TEIL 1 - DER ERSTE GEMEINSAME MONAT 

Wo ist eigentlich die Zeit hin ?! Gerade hatte ich das kleine Fellbündel bei der Fahrt auf dem Schoß ins neue Zuhause und nun hat sie fast schon keinen Wepenplüsch mehr 😳

Eigentlich wollte ich nach zwei Wochen ein Update machen, aber kurz bevor die zwei Wochen voll waren, fing sie an richtig anzukommen und hat alles hinterfragt, dass ich noch etwas warten wollte mit meinem ersten Erfahrungsbericht. 😂


Ich verfolge seit meinem 10. Lebensjahr den Wunsch einen TWH zu haben, habe mich fast 7 Jahre lang intensiv mit der Rasse auseinander gesetzt und Besitzer und Züchter kennengelernt. Ich war mega aufgeregt, als mein wirklich langersehnter Wunsch in Erfüllung ging und dachte mein Leben stellt sich nun völlig auf den Kopf. Und dann war sie da! Und es war fast selbstverständlich, so wie die Sonne zum Himmel gehört. 



Die Heimfahrt und die ersten Tage waren genial. Kein Gejammere, keine Trauer und sie zeigte sich sehr kooperativ. Gefolgt ist sie uns zwar nur so lange wie ihre Konzentration ging und die ist recht schnell verloren gegangen, weil alles in der Welt spannend ist, besonders Ameisen, Nacktschnecken und Steine 😂 Wenn wir aber ihre Konzentration hatten, war sie sehr arbeitsbereit und immer in dem Wunsch alles richtig zu machen. Und dann waren die ersten Tage vorbei... 

Da es im gemeinsamen Zusammenleben viele Regeln gibt (obwohl Welpengerecht abgespeckt) und ich sie auch möglichst konsequent durchsetze, hat sie nach knapp zwei Wochen ausprobiert, wie genau wir Grenzen setzen und wie wichtig sie uns sind. Und das dummerweise auf einer zuckersüßen, aber energieraubenden Art und Weise, weil sie permanent nachfragte. So weiß sie genau, dass Steine fressen absolut TABU ist, aber es ist so unglaublich lustig für das Hundekind den Stein zu nehmen und damit wegzurennen und nur so machen, als ob man den Stein fressen würde und Frauchen oder Herrchen zum Spiel zu animieren. Auch ist Pipi ein rhetorisches Mittel bei ihr. Sie kann es hervorragend einsetzen um von einer anderen Schandtat abzulenken, um draußen Spielen zu dürfen (dann schaut sie einen provokativ an, geht an die Tür pinkelt drei Tropfen und hofft raus zu kommen und macht dann draußen nur Party, anstatt sich zu lösen), aus Frust oder Unmut und und und... Tapete abreißen oder an den Rennmauskäfig gehen (beides absolute TABUs), um die Aufmerksamkeit zu bekommen, stehen auch hoch im Kurs.



Wir haben bisher schon ordentlich unsere Grenzen gezeigt bekommen, aber immer noch im händelbaren Bereich (noch war von unserer Seite kein Frustheulen😂 Kommt aber bestimmt irgendwann noch)



Das Wichtigste was wir bei ihr gelernt haben sind die eigenen Energien richtig einzusetzen. Seit dem ich meine Energie über den ganzen Tag verteilt ordenlich einsetze, ist der Alltag mit ihr um einiges leichter (am Anfang war ich am Nachmittag/Abend schon fertig vom Tag und dann drehte sie nochmal richtig auf um die Regeln noch mal nachzutesten und da musste ich mich schwer zusammenreißen nicht emotional zu reagieren). Aber auch die Energie in der Zusammenarbeit mit ihr musste ich erst neu herausfinden. Nicht zu sehr zu motivieren, aber auch nicht zu wenig. Punktuell und akut Grenzen zusetzen mit der richtigen Dosis Druck. Und plötzlich kann der Hund für sein Alter alles was er können muss und soll.


ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Alles und jeden toll finden (Nur fremde Hunde sind am Anfang spooky, aber da bricht meistens schnell das Eis)

• Extrem feinfühlig sein, aber manchmal kann sie auch ordentlich die "Sau" rauslassen😆 

• Sich zurückzunehmen und Frustrationen auszuhalten (Anfängerstufe)

• Immer fröhlich, lustig und frech sein

• Klassenstreber in der Hundeschule sein 🤓

• Drinnen Pipi machen, rausgebracht werden, Pipi machen, rein gehen, Pipi machen, rausgebracht werden, Pipi machen und das gerne mehrere Male hintereinander. Oder auch drinnen Pipi machen, raus kommen, vergessen, dass man Pipi musste, reingehen, Pipi machen. Das alles gerne auch mal in Variation mit dem großen Geschäft...

• Das Katzenfutter und -klo ignorieren 💪

Was Frauchen gelernt hat:

• Die eigenen Energien gezielt einsetzen

• Komplett angezogen schlafen zu gehen, wenn der Hund muss, dann muss der Hund jetzt, genau JETZT 😄

• Zu schlafen, sobald es die Möglichkeit dazu gibt, egal wann oder wo 

Aktuelle Baustellen:

• Autofahren ohne Stress

• Stubenreinheit weiter ausbauen

• Rückruf unter Ablenkung

• Katze und Hund weiter zu Freunden machen

Bisher zerstört ist:

• Etwas Tapete

• Körbchen und Decken haben leichte Nagespuren

• etliche Klopapierrollen 



Unterm Strich ist sie ein Welpe, der genauso süß ist wie er nerven kann. Ich ging vom Schlimmsten aus und habe größtenteils einen bisher sehr umgänglichen Hund bekommen (bis auf sie übermüdeten oder unterforderten fünf Minuten (oder Stunden🤔😂), die sie manchmal hat, aber sie ist ein Welpe und das ist absolut ok.). 



Das Schönste ist eigentlich zu sehen, wie wir jeden Tag uns besser verstehen und gemeinsam Forstschritte machen.🍀 Es kostet Schweiß und Nerven (und ja ich weiß wir sind erst am Anfang😉), aber genau das wollte ich ja😇



Ich freue mich auf ihre und unsere weiteren Entwicklungsschritte🍀



Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter:Barbara Degli Esposti, geb. 14.06.2020

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 2 - DER ZWEITE GEMEINSAME MONAT

Und schon wieder ist ein weiterer Monat mit Ona vergangen und ich wollte nochmal einen kurzen Überblick über unser bisheriges Leben mit ihr verschaffen. 


Mit jedem Zentimeter, den sie wächst, wird ihre Welt um gefühlt 100 km größer. Und sie wächst leider extrem schnell und entsprechend "weit ist ihr Horizont".  Und um ehrlich zu sein macht es mir Angst, wie schnell dieser Hund lernt! Sie ist gerade mal vier Monate alt und kennt schon so viele Begriffe, weiß was wir von ihr erwarten und kann selbstständig Schlüsse ziehen. 



Die Grundregeln wie hier zuhause gespielt wird kennt sie recht genau, genauso wie die Schlupflöcher innerhalb dieser, wenn sie sie gerade braucht. Prinzipiell ist sie recht wohlwollend, probiert sich und natürlich auch uns gerne mal in ihren/unseren Grenzen aus, ist aber immer recht leicht zu führen, wenn man weiß wie 😉 Mit groben Druck oder Ungerechtigkeit kommt man bei ihr nicht weit, nur wer sich die Führung verdient hat, bekommt sie von ihr auch zugestanden und aber bis dahin bekommt man fast nichts geschenkt von ihr. 



Sie ist ein unglaublich humorvoller Hund, immer voller Tatendrang und Entdeckergeist. Sie liebt nach wie vor Alles und Jeden, jedoch ist sie auch so langsam in der "Spooky Period" angekommen, was für Ona jedoch nicht heißt, dass sie ernsthaft Unsicherheiten zeigt, sondern viel eher, dass man ihr ansieht wie sie ihren nächsten Schritte überdenkt. (Also kein "ich poltere um die Ecke, komme was wolle" mehr, sondern erstmal abchecken und dann geht es mit Vollgas weiter) 😂



Die größten "Probleme" in der Erziehung, die wir bisher mit ihr haben, liegen, wie sollte es anders sein, an uns 😝 Wenn Frauchen verkopft, ist mit dem Hund nichts anzufangen. Unsere Beziehung wird mit jedem Tag besser, zum einen weil täglich aneinander gearbeitet wird, aber auch viel weil Ona langsam aber sicher sich vom Welpen zum Junghund entwickelt und ich schon dadurch wesentlich besser mit ihr klarkomme. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mit Welpen auf Dauer tatsächlich überfordert bin 😂 Sie sind zwar süß und tapsig, aber irgendwie habe ich meine Probleme was gescheites mit ihnen anzufangen 😅 



Die Stubenreinheit ist bei weitem noch nicht perfekt, aber es wird. Unsere größte Baustelle ist ihr Quengeln richtig zu deuten. Hat sie Hunger? Muss sie raus? Oder ist ihr prinzipiell langweilig? Eigentlich aber quengelt sie kaum noch aus Langeweile, sondern wirklich nur wenn "Not am Mann" ist, sie also wirklich kurz vorm Hungertod steht 🤪 oder dringenst Gassi muss. Trotzdem  müssen Frauchen und Herrchen es erstmal richtig deuten und dann schnell genug handeln.



ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Ruhe finden unter größter Ablenkung

• Weiterhin Klassenstreber in der Hundeschule sein

• In Gullis pinkeln und sich dann freuen, dass es so laut plätschert 🤣

• Mitteilen wann sie raus muss (Frauchen muss es jetzt nur noch verstehen)

• Die Katze ignorieren 😌

• Laufen ohne Leine trotz stärkerer Ablenkung🤓😎

• Autofahren ist toll! 🥳

Was Frauchen gelernt hat:

• Noch mehr sich selbst und dem eigenen Bauchgefühl vertrauen (und ich lerne noch jeden Tag dazu)

• Man kann Hunde tatsächlich ganz ohne Leckerlis erziehen UND trainieren

• Die nächsten Schritte die Ona macht vorraussagen (und damit fast immer richtig liegen und deswegen auch rechtzeitig handeln können)

Aktuelle Baustellen:

• Alleine bleiben (Basics)

• Im Platz, Sitz oder Steh bleiben ohne Sichtkontakt

• Rückruf unter Ablenkung weiterhin verbessern

• Jagen umlenken

Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• etwas Treppe 

• die Brille (nicht sicher, ob der Hund tatsächlich involviert war, da Frauchen auch gut im Zerstören ist 😈 Sie war halt plötzlich kaputt)

• Weitere Klopapierrollen

• Socken (Ona schwört, die hätten vorher schon Löcher gehabt!) 

• etwas Matratze

• Die Kaninchenfuttertüte 😤



Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti , geb. 14.06.2020

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 3 - TOM SAWYER WÄRE STOLZ ... 

Seit dem letzten Bericht hat sich nicht viel getan. Wir gehen unseren Weg und täglich werden all unsere Problemchen und Baustellen besser. Jedoch ist mir aufgefallen, dass das was ich als "einfach" mit ihr empfinde im Vergleich zu anderen Welpen, sogar TWH-Welpen, die wir treffen, gar nicht so entspannt ist 😂 Daher habe ich mich entschlossen, etwas detaillierter in bestimmten Aspekten unseren Alltag zu beschreiben. 🤓

Zum Beispiel das Alleine-Bleiben. Stehe ich stolz geschwellter Brust da und schwärme, dass Ona schon bis zu einer halben Stunde im Zimmer alleine warten kann, während wir uns woanders im Haus aufhalten. (Und das funktioniert bei weitem noch nicht zu 100%, es gibt immer mal Opfer, meist eine vergessene Küchenrolle) Erzählen andere Hundehalter mir, dass ihr gleichaltriger Hund schon 2-8 Stunden alleine bleibt, ohne Zwischenfälle 😤 Naja, man weiß aber eben nie wo sie gestartet haben und welche Priorität das Alleine-Bleiben hat. Unser "größter Fehler" im Alleine-Bleib-Training ist vermutlich, dass es absolut fakultativ ist. Wir haben unseren kompletten Tagesablauf so geplant, dass immer einer für den Hund da ist und haben eine Reihe an vertraunswürdigen Freunden, die im Ernstfall einspringen würden. Dennoch bin ich froh, dass wir von Heultiraden, wenn ich das Zimmer verlasse, obwohl mein Freund noch da ist 😳 mittlerweile an einer fast entspannten halben Stunde sind 😂

Ona hat die typische kleptomanische Ader der Rasse nicht nur geerbt, sondern erfüllt vermutlich ihre Vorfahren warscheinlich mit Stolz. Erst heute hat sie es geschafft ein rohes Ei vom Tisch zu entwenden und es unauffällig und unversehrt im Korb zu bunkern, für schlechte Zeiten oder so 😂 Meist schaffe ich es aber recht gut ihre Langfingrigkeit vorrauszusehen und sie mit dem "strafenden" Blick von ihrem Handeln abzubringen. Aber sie ist ja nicht auf den Kopf gefallen und weiß mittlerweile recht genau, wann sie unbeobachtet stibitzen kann und wann nicht. Weshalb ich mittlerweile künstlich Situationen schaffe, in denen ich abgelnkt scheine oder sie alleine bleibt, ich aber direkt hinter dem Türrahmen stehe. Noch hat sie diesen Trick nicht durchschaut und die Rate der verschwundenen Dinge ist gesenkt, jedoch weiß ich, dass das Wettrüsten, wer die bessere Taktik hat noch lange nicht vorbei ist 😂

Ihre Ansprechbarkeit bei anderen Tieren ist momentan genial. Obwohl ihre Welt sich von Ameisen verfolgen zum Jagdinteresse größerer Tiere geweitet hat, hat sie doch recht schnell verstanden, dass es absolut nicht gewünscht ist und die "Jagd" mit Frauchen auf das Spielzeug viel Erfolgsversprechender ist. So bleibt sie entspannt, wenn eine Krähe im Tiefflug über sie hinweg saust und sich unweit von ihr auf den Boden setzt, ich die Kaninchen versorge oder ein Reh vor uns aufspringt (wobei ich da mich doch ins Zeug legen muss ihr gute Argumente hinzuhalten, dem Reh nicht hinterherzugehen). Auch wenn sie auf Schnüffelkurs ist, lässt sie sich oft problemlos herausrufen und wenn nicht reicht ein etwas schärferer Tonfall um ihr unsere Regeln nochmal ins Gedächtnis zu rufen 😇 
Eine große Baustelle sind aber gerade noch andere Hunde. Sobald sie da einen erblickt, ist es vorbei und sie MUSS hin. An der Leine kann sie sich bei weitem besser kontrollieren, als ohne, aber auch da fällt es ihr schwer. Und so durfte ich mich in der letzten Zeit schon mehr als einmal peinlich berührt bei dem Hunde-Team gegenüber entschuldigen, weil (gar-nicht-mehr-so-)Klein-Ona freudig-hüpfend auf Hund und Halter zugerast ist und distanzlos beiden in den Mundwinkeln lecken wollte 🙈 Aber auch da wird sie besser und ich bin für jeden Rückruf oder Aufmerksamkeit in meine Richtung, die sie trotz Hundeablenkung macht, mega stolz. Aber es ist noch immer ein riesiges Stück Arbeit und ich warne die anderen Besitzer nun lieber dreimal zu viel als zu wenig vor, bevor ich sie ableine.😂

Prinzipiell ist es spannend wie gut es Ona tut, Sachen immer noch einmal an der Leine durch zu üben, bevor es an den Freilauf geht. Alles was sie an der Leine sehr gut kann, klappt im Freilauf auch, Dinge bei denen sie an der Leine noch nachfragen muss, versuche ich im Freilauf erst gar nicht, sondern übe einfach fleißig mit ihr an der Leine bis es funktioniert.


Unterm Strich würde ich sagen, entwickelt sich Ona zu einem TWH, wie er im Standard steht: gelehrig, intelligent, loyal, mutig und furchtlos. Sie kostet mich noch immer ordentich Nerven, hintfrägt gerne mal öfter als es mir lieb ist, hat Energie für ganzes Stromkraftwerk und es gibt Tage an denen ich mich immernoch ordentlich zusammen reißen muss nicht emotional und damit unfair zu werden, aber jeden Tag an dem wir besser zusammenwachsen und uns mehr verstehen, bestärkt mich in dem Wissen darin, dass uns am Ende unserer Reise eine vertrauensvolle Partnerschaft auf Augenhöhe bevorsteht.



ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• (Wild-)Tiere weitgehend ignorieren

• Eine Top-Leinenführigkeit haben

• Schlafen in der U-Bahn 

• Alle um den Finger wickeln

• Sich mit Unschuldsblick auf ihr Diebesgut legen und beteuern nichts Unrechtes getan zuhaben

Was Frauchen gelernt hat:

• Entspannter Bleiben auch wenn es gerade nicht so läuft wie geplant

• Bei Herrchen nicht den gleichen Ton anschlagen, den man gerade mit dem Hund hatte (klappt fast immer 🤭)

Aktuelle Baustellen:

• Hundekontakte meistern ohne den Kopf zu verlieren vor Freude

• Alleine bleiben (Basics)

• Im Platz, Sitz oder Steh bleiben ohne Sichtkontakt

• Rückruf unter Ablenkung weiterhin verbessern

Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• diverse Kleidungsstücke (weil zu stark und viel körperlich gespielt)

• einige Spielzeuge (selber Grund wie bei obigen Punkt)

• Der Gartenscherengriff

• Die ein oder andere Küchenrolle



Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti, geb. 14.06.2020

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 4 - HALBZEIT IM ERSTEN LEBENSJAHR

Die Zeit rennt wirklich an einem vorbei. Gestern war sie noch der tapsige Welpe, heute probiert sie schon vorpubertär ihre Grenzen aus. Gerade fängt mit Ona die schöne, intensive, aber auch verdammt anstrengende Zeit an der Junghundephase aan. Von Pubertät zu reden wäre falsch, soweit sind wir bei Weitem noch nicht (und da freut sich der innere Masochist schon richtig drauf😈, der Rest nicht so😭), aber man merkt wie sie mehr und mehr Energie bekommt und ihre Grenzen testet. Wie weit kann sie springen? Wie schnell kann sie rennen? Und so hüpft sie mit einem freudigen Grinsen durch die Welt, weil sie jeden Tag etwas weiter springen oder etwas schneller rennen kann. Tja wäre da nicht Frauchen der "Buh"-Mann - äh - Frau - die dem Ganzen zumindest versucht Einhalt zu bieten, da Hundini vorallem wenn es für seine Begriffe noch nicht genügend ausgelastet wurde oder übermüdet ist, weit über seine Grenzen schlägt. 

Insgesamt werde ich als Frauchen gerade ziemlich zwiegespalten von ihr betrachtet, zum einen kann man mit mir lustig Blödeln und Spielen, aber meistens bin ich die "blöde Tante", die einen nicht die Mauer runterspringen lässt, die einen Zurückruft, wenn man gerade hitzig mit anderen Hunden raufen möchte oder einem die Jagd nach Mäusen verbietet. Und das macht es auch nicht besser, dass ich in der letzten Zeit im außer-hündischen Leben recht gefrustet war, dementsprechend nicht ganz bei der Sache bei ihr (Asche auf mein Haupt) und sie somit mit manchen Dingen weiter durchkam als eigentlich geplant. (Dass ich dadurch auch in der Hundeerziehung gefrustet war und mich und meinen Umgang mit ihr noch mal schön in Frage gestellt habe, ist natürlich selbstverständlich 🙄😬🤮)


Also das tun was notwendig ist, sich einmal hinsetzen (vielleicht auch mehrmals) und dem Freund den Frust schildern und während man das tut, merken wie sehr man sich selbst im Wege stand (und steht) und selbst die Lösung finden🤣 Stresspotentiale von außerhalb wurden dementsprechend heruntergeschraubt, Erwartungsniveau an den Hund wieder auf ein sinnvolles Level mit mehr Zeiteinplanung heruntergesetzt, mehr Sport für den eigenen Frustabbau und siehe da es klappt plötzlich schon um einiges besser.

Großer Graus sind immer noch die Hundebegegnungen. An der Leine kann ich mich wirklich nicht beklagen, aber ohne Leine ist es wirklich schwierig, da sie distanzlos und TWH-typisch maßlos ihre Unterwürfigkeit präsentieren muss und damit die meisten Hunde  und Besitzer überfordert. Da wir bisweilen daher nur wenige Hundekontakte haben (ihre Abrufbarkeit in solchen Situationen lässt nämlich ebenfalls immer noch zu wünschen übrig und es ist mir daher meist zu gefährlich sie einfach laufen zu lassen), sind Hundekontakte natürlich dementsprechend suuuuuper toll und ihre Freude umso größer, wenn sie denn doch mal frei spielen darf. Aber auch hier zeichnet sich langsam ein Weg, da ich angefangen habe aktiv in große und gute besuchte Hundefreilaufzonen zu gehen und Ona mit einer "Kindersicherung" ausgestattet habe (einer kurzen Schleppleine (2m) die kurz genug ist um sich nicht zu verheddern, aber lang genug um einzuschreiten, wenn der Jungspund gerade den Kopf verliert.) Damit werden freie Hundekontakte immer alltäglicher und sie orientiert sich schon freiwillig an mir, da sie langsam aber sicher lernt, dass sie meisten Hunde gar nicht an ihrem Rüpelspiel interessiert sind, man mit Frauchen (wenn sie will😜) richtig gut fetzen kann. 

Ich musste so schmunzeln als mir eine Freundin schrieb, die sich nun auch für die Rasse interessiert, dass sie so verwirrt sei, weil so viel "Widersprüchliches" über den TWH zu finden sei: "Von top Familienhund bei entsprechender Erziehung zu „Hund der dich in jeder Ritze deines Lebens einschränkt“. " Und ich fand, dass es zumindest das Leben mit Junghund ganz gut erklärt😂
Ona raubt einem den letzten Nerv, ist sich nie zu müde einem einen Fehler aufzuzeigen, hat immer irgendwelche Flausen im Kopf und ist dabei einfach nur großartig und genial. Manchmal wünschte ich mir sie wäre etwas unsicherer und nicht mit 120 km/h in die nächste Situation, hätte etwas mehr Will-To-Please und würde sich durch ihr Naturell schon mehr an mir orientieren, ohne dass ich es mir vorher erarbeiten müsste, aber dann wäre es nicht Ona und auch nicht das was ich mir gewünscht habe. Da ich weiß, wie sie jetzt ist, bin ich mir sicher, dass ich in ihrer Pubertät mehr als einmal am Boden zerstört sein werde und den Tränen nahe, aber wenn ich das durchgekämpft habe, werden wir ein geniales Team sein, denn sie hat einen mega Charakter. 


ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Auch aus der Entfernung nichts fressen und selbst wenn es schon im Maul ist wieder fallen zu lassen 💪 (egal ob Stein, Weintraube oder tote Maus (die sie gefunden hat))

• Bahn und Bus fahren als wäre es das Natürlichste der Welt😎

• Bis auf kleine Faux-Pas (z.B. Freudenpipi) seit kurzem entgültig Stubenrein zu sein und auch fast Gartenrein 

• Eine tolle Geruchssuche leisten (unter Ablenkung müssen wir allerdings etwas mehr noch üben)

• Sich überall problemlos anfassen lassen (ohne es unbedingt als Spielaufforderung zu sehen😬)

• Man muss bei der Begrüßung nicht springen🦘

Was Frauchen gelernt hat:

• Den eigenen Druck nicht in die Hundererziehung einfließen lassen

• Wer kleine Bröttchen backt wird auch satt

• Die Geduld und Frustrationstoleranz, die man vom Hund verlangt, sollte man selbst auch besitzen 😅

Aktuelle Baustellen:

• Hundekontakte meistern ohne den Kopf zu verlieren vor Freude

• Alleine bleiben (Basics)

• Rückruf unter Ablenkung weiterhin verbessern

Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• etwas Putz von der Wand

• Teile von Frauchen, aber die heilt zum Glück schnell 😂 (blutiger Daumen, weil dieser mit dem Spielzeug verwechselt wurde, Kratzer knapp neben dem Auge, weil Frauchen so lange weg war, etc.)

• Nicht zerstört aber immer geklaut: eine ausgediente Glübirne. Sogar gegen Futter war die Glübirne spannender zu stibitzen 🤷‍♀️



Auf dem Bild ist Ona und ein Mix (Tamaskan)



Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti , geb. 14.06.2020

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 5 - NEUES VON DER BOHNE

Ona hat sich in den letzten Wochen den Namen Bohne reglich verdient, denn ganz allmählich machen sich die Hormone mit winzig kleinen Piksern in unserem Zusammenleben bemerkbar, ohne dass man jetzt direkt von einer Pubertät reden könnte. Aber was zuvor in ihrer Frustrationstoleranz gar kein Problem für sie war, muss nun nochmal durchdiskutiert werden und insgesamt fällt es ihr schwerer konzentriert bei einer Sache zu bleiben. 



Sie nimmt immer mehr Sachen im Alltag war und muss diese plötzlich erforschen, obwohl sie seit ihrer Ankunft da sind, aber einfach noch nicht in ihren Welpen-Horizont gepasst hatten. So muss unser Auto, das in der Einfahrt steht, beim rausgehen kurz angewufft werden, bis erkannt wird, dass es das selbe Auto wie immer ist und wieder ignoriert werden kann😂 Oder in dem einen Moment klettert sie selbstbewusst und ohne mein Zutun in den Bollerwagen (da sollte eigentlich der Papiermüll mit wegtransportiert werden und nicht sie 😂) und ein anderes mal geht sie unsicher ein paar Schritte zurück, wenn ich ihn nur heraushole, um dann am nächsten Tag wieder reinsteigen zu wollen🤷‍♀️ Ich denke, es ist bisweilen nur eine "Spooky Period" und ich würde sie nicht als ernsthaft ängstlich beschreiben, geht sie doch durch Baustellenlärm oder Geschäftsmeilen ohne Probleme. Und auch bei den Objekten, die sie gruselig findet, ist es immer nur ein Moment, wo ihr Gehirn kurz "aussetzt" und dann wieder normal läuft😂



Die meisten Sachen, sind jetzt auch nicht bedrohlicher für sie sondern spannender. Wusste sie bis vor ein paar Wochen noch nichts mit den Markierungen anderer Hunde anzufangen, wird nun stetig aber sicher immer intensiver geschnüffelt und analysiert. Was sie aber dann mit den Informationen anfangen soll weiß sie noch nicht😆 (Und das ist auch gut so 🙊) (Ihre Haupthoffnung scheint auch gerade zu sein, Fuchskot zu finden damit sie sich drin wänzeln kann, als wirklich die Reviere anderer Hunde zu verstehen, zumindest schnuppert sie auch eher "kindlich" interessiert daran, als mit ernsthafter Absicht🤓) Da lernt sie auch gerade, dass es auch noch so spannend riechen kann, wenn es weiter geht, geht es weiter. 



Nicht den Kopf zu verlieren ist unsere Hauptaufgabe in den letzten Tagen und wird es erstmal auch noch eine Weile lang sein. Noch immer versuche ich ihre Aktivitätsphasen so weit wie möglich zu drosseln, denn keiner braucht einen Energie- und Aktivitätsjunkie als erwachsenen Hund, aber das macht die Gassi-Gänge gerade natürlich zum Highlight des Tages, weshalb alles toll ist. Andere Menschen, Hunde, Tiere, erstmal alles toll und sooo viel besser und spannender als Frauchen. Natürlich machen mit Frauchen die Übungen und Späße, die ich mir ausgedacht habe, Freude, aber dummerweise machen die nur etwa 20% des Spaziergangs aus. Der Rest sind normales an der Leine gehen, Freilauftraining (das ist aber erstmal nur Schlepptraining, weil Madame meint dann ihre eigenen Abenteuer suchen zu müssen😤) oder richtig fies, einfach da sitzen/liegen und nichts tun (Kälte bedingt aber aktuell sehr abgespeckt). Am besten funktionieren wir als Team bei absoluten Abenteuerspaziergängen, auf komplett neuen Wegen und neuen Situationen (z.B. der Rodeltag in richtigem Schnee), da ist sie absolut grenzgenial, orientiert sich hervorragend und ist stets aufmerksam, was ich gerade tue. Aber im "Alltagsgrau" wird es noch etwas dauern bis wir soweit sind 🙃

Genau genommen, haben wir eigentlich überall und an jeder Stelle noch kleine Baustellen, die ausgebessert gehören (Vorsicht! Ich habe recht hohe Ansprüche an einen Hund, für manch einen mag ihre Leistung schon völlig ausreichend sein, für andere sind selbst meine Ansprüche zu niedrig😉). Hier weniger stürmisch sein, dort etwas aufmerksamer, manchmal nicht zu sehr hüpfend den Kopf verlieren, etc. Und wenn ich mir Junghunde in ihrem Alter anschaue (mit denen auch täglich gearbeitet wird und nicht nebenher mitgelaufen gelassen wird) ist sie im stabilen Mittelfeld. Kein Wunderkind im "Will-to-Please", aber auch keine "Vollkatastrophe", sondern einfach ein Junghund, der sich auf seinem Weg ins Erwachsen werden, austestet, manchmal dicke Fragezeichen hat, was Frauchen denn gerade will 🤭 und eigentlich nur seinen festen Platz in der Gesellschaft und im Rudel sucht🍀


ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Viel entspannter Fressen 😋 es ist zwar noch Luft nach oben (sie neigt manchmal noch dazu zu schlingen, wenn ich plötzlich zu nah komme bei ihrem täglichen Futter), aber gerade bei Kaustangen kann sie ganz entspannt fressen, während ich daneben sitze ohne drohen oder schlingen zu müssen und zeigt ihr Leckerli auch gerne mal ganz stolz 🤪 (Sie hatte kurzfristig eine Phase zu Knurren, wenn ich nur im gleichen Raum war)

• An der Leine sich gut an mir zu orientieren, auch wenn da Ablekung ist (auf Gesellenstufe, der Meister kommt noch😂)

• Rückruf wird immer besser (auch bei Ablenkung, da aber ohne Leine nie zu 100% ist sie erstmal an der Schlepp, vorallem in ihr bekannten Gebiet)

• Auch mit etwas Ablenkung kann sie sich auf ihre (Kamillentee-)Suche konzentieren



Was Frauchen gelernt hat:

• Geduld und wohlwollende Konsequenz sind eine Tugend🤓

• Den Fokus nicht verlieren, auch wenn der Weg bis zum endgültigen Ziel noch lang ist und man mit kleinen Schritten voran kommt

• Zu erkennen, wenn man verkopft oder emotional nicht auf der Höhe ist (Ich hoffe, nächsten Monat kann ich schon schreiben, wie ich mich endgültig dann aus der Gefühlslage holen kann (ohne Management) 😂)

• Verständnis für den Hund und seinen Murmel-Kopf (ohne es als Ausrede auszunutzen) (Danke nochmal für die Kopfwäsche Onkel Caspar und Fabienne Hepp)

Aktuelle Baustellen:

• Hundekontakte meistern ohne den Kopf zu verlieren vor Freude

• Alleine bleiben (Fortgeschritten)

• Grundgehorsam (/zumindest Aufmerksamkeit) in jedem Moment zu erreichen (Nein, der Hund ist keine Maschine, aber ich will wissen, dass ich mich auf sie gerade in gefährlichen Situationen verlassen kann (und umgekehrt))

Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• Wolfi, ihr Plüschspielzeug ist nun wohl endgültig von uns gegangen😭 (Wolfi steht für etwa 10 weiter Spielzeuge, die auch schon das zeitliche gesegnet haben🤭)

• Etliche Sachen geklaut und gefressen (spannenderweise meist dann, wenn ich nicht da bin 😈 nicht wahr Julien Peters😈)



Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter:Barbara Degli Esposti, geb. 14.06.2020

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 6 - VOM KONSEQUENT SEIN UND VOM KONSEQUENT BLEIBEN

Ona, auch als die Bohne bekannt, lebt nun seit genau einem halben Jahr bei uns (und ist auf den Tag genau auch heute 8 Monate alt🥳) und es ist erstaunlich wie schnell man sich an die Anstrengungen und Einschränkungen, die der Hund mitbringt gewöhnt. Bei so ziemlich allem was wir planen rechnen wir in etwa dreimal so viel Zeit ein, als wir ohne Hund bräuchten und kommen meistens dennoch später los, weil die Bohne besonderen Diskutierbedarf hat 😆 So kam sie kürzlich auf die Idee Pipi wieder als rethorisches Mittel zu nehmen, als sie ihren Willen nicht bekommen hat 🙈 Es hat etwa eine Woche gedauert, bis sie nochmal verstanden hat, dass es einen weder zum Ziel führt noch dass es sonstige Vorteile hat sich frühzeitig in Zimmer oder Garage zu lösen und die Sache war gegessen.😈

Aber noch viel erstaunlicher ist es wie schnell man all die Anstrengungen vergisst! Ich habe mich doch tatsächlich dabei erwischt, wie ich Welpenweh bekommen habe! 🤭 Und dabei tatsächlich schwelgend zusammen mit meinem Freund alte Welpenbilder- und Videos von der Bohne angeschaut haben und wir uns beide ertappt haben bei dem Gedanken, dass doch alles gar nicht so schlimm gewesen war. Bis wir uns an all die schlaflosen Nächte, die Rennerei wegen der Stubenreinheit, das Aufpassen, dass sie nicht alles frisst etc. erinnert haben und plötzlich doch ganz froh waren, dass Ona diesbezüglich wirklich schon viel einfacher ist 😂 Das Schönste ist eigentlich die Kommunikation, die wir uns aufgebaut haben, die in der Welpenzeit so einfach noch nicht existierte. Sie ist immer noch ausbaufähig, aber sie vereinfacht uns den Alltag ernorm, dass wir sie lesen können und sie uns🍀

Den ersten Heulkrampf wegen dem Hund gab es übrigens jetzt auch schon und eigentlich hat es weniger mit der Bohne zu tun, als viel mehr dem Druck, den ich mir mache. Wir haben uns ja den Stolperstein in die Erziehung gelegt einen Hund in einer Haus-WG zu erziehen und für mich ist es unglaublich anstrengend die Bedürfnisse aller zu erkennen und möglichst gerecht zu werden (und noch mache ich mir dabei mehr Sorgen als ich sollte). Das Zusammenleben mit fünf weiteren Menschen plus Freund und andere Haustiere ist eine Herausforderung. Für all die, die einen Hund in einer größeren Familie großgezogen haben, mögen mich verstehen 😉 Es ist für mich wirklich eine Aufgabe zum einen anderen Leuten im Umgang mit dem Hund zu Vertrauen und ein Stück weit loszulassen, aber gleichzeitig immer unter Spannung zu stehen, weil man nie weiß, wer gerade in die Küche rauscht, wer vergessen hat sein Essen wegzuräumen, ob irgendjemand das Gartentor vergessen hat zu schließen etc. Draußen immer den 360°-Blick zu haben ist völlig in Ordnung, ihn aber auch in den eigenen vier Wänden teilweise permanent zu haben (und dabei entspannt wirken 😜) kostet doch auch einiges an Energie. 
Die Mitbewohner übrigens, als ich meine Sorgen, Ona könnte manchmal zu viel für sie sein, mit Tränen geteilt habe, finden das Leben mit Wolfhund klasse und hatten eigentlich gar nicht damit gerechnet, dass das Haus, sie und ihre materiellen Besitzümer noch intakt sind, dass Ona so lieb ist und man Wolfhunde gut erziehen kann  (auch wenn sie manchmal nen ordentlichen Bohnenkopf hat)😂 

Ich kam übrigens zu dem Schluss, dass konsequent sein und konsequent bleiben sehr differenziert betrachtet werden müssen. Konsequent sein, also eine zeitlang etwas durchsetzen und dann nur darauf aufpassen, dass es auch so umgesetzt wird, ist so viel leichter als konsequent bleiben, in meiner Definition von die ganze Zeit mit dem Kopf dabei sein und es nahezu immer durchzukäpfen. Ich halte mich für sehr konsequent und habe auch kein Problem Sachen durchzudiskutieren. Das habe ich bei Fine (Onas Vorgängerin) durchgezogen und hatte auch keine Probleme damit es bei anderen Wolfhunden durchzusetzten, auf die ich zeitweise mehrere Tage aufpassen durfte. Nun weiß ich aber, dass das Zusammenleben mit Wolfhund, bei dem man nicht den "nette-Tante"-Bonus hat, die Konsequenz eine ganz neue Stufe erreicht 😂 Seitdem Ona zwei Wochen bei uns war fragt sie wirklich unablässig jeden Schritt nach den wir machen, selbst wenn es sich um ein tägliches Ritual handelt, das unverändert seit 6 Monaten durchgezogen wird 😄 Aber mittlerweile muss ich nur noch die Augenbrauen hochziehen (meistens 😈) und sie streng anschauen und sie weiß, ganz plötzlich wieder was die Regeln sind. Sie ist ein Opportunist und nutzt jede Situation 🤪 
An dieser Stelle möchte ich mich bei all den Leuten entschuldigen bei denen ich gesagt (oder gedacht 🙊) habe, "da musst du halt ein wenig konsequenter sein". Ich bleibe bei der Aussage, dass man es sein muss, aber verstehe nun voll und ganz wie verdammt anstrengend das ist 🤗 (Konsequenz ist immer anstrengend, aber sie wirklich 24/7 durchzusetzen, nie die 5 gerade sein lassen, immer darauf zu achten, dass wenn man den kleinen Finger reicht, dass nicht die ganze Hand genommen ist wirklich nicht zu unterschätzen)

Aber auch wenn sie fordernd ist, ich eigentlich seit 6 Monaten keine freie Minute mehr habe, ist es doch genau das was ich wollte 🤪 Ich wollte einen Hund, der mich fordert und fördert, und den habe ich bekommen 😇 Ona ist wundervoll, hat eine unglaublich süß-charmante Art ihren Willen zu fordern und macht wirklich Spaß, aber manchmal wäre es schon schön, wenn die Dinge einfach so klappen könnten ohne, dass ich eine Präsenz zeigen muss. Der einzige Moment bei dem wir nicht aneinander reiben ist die Kamille-Suche. Da haben Ona und ich unsere eigene kleine Insel gefunden 🥰 Da sind wir in unserer eigenen kleinen Welt, wo niemand uns stören kann und nur wir zwei wichtig sind. Da gibt es ein Hand in Hand arbeiten und kein Hinterfragen. Egal wie schlecht der Tag war, wie viele Bingokugeln im Kopf von der Bohne oder mir kullern, wenn wir Kamille suchen ist das alles vergessen🍀


ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Eine herrvoragende Such-Arbeit leisten

• Mittlerweile schon drei Stunden alleine bleiben 🥳

• Sehr gute Fortschritte bei der Ressource Futter machen (Sie wurde nun einen Monat lang mit der Hand gefüttert und begreift langsam, dass wir Futter geben, aber nicht unkrontrolliert nehmen)

• Bei der Begrüßung der Mitbewohner als auch bei uns nicht mehr zu springen



Was Frauchen gelernt hat:

• Sich aktiver über jeden kleinen Erziehungsschritt freuen

• Den Hund mit Bingokugeln kugeln zu lassen und dennoch liebevoll konsequent die Grundregeln einfordern

• Sich nett mit Leuten zu unterhalten, während der Hund schreiend am Boden liegt, weil er die Zwangspause gerade richtig, richtig blöde findet

• Leute insgesamt freundlich darüber aufklären, dass der Hund der da gerade am Jammern ist, weil Frauchen weiter als 2 Meter ist, kein Fall für den Tierschutz ist, sondern nur sein Publikum gefunden hat.

• Dass Chips mit einem Scoville-Wert von 200.000-350.000 (Also verdammt scharf) dem Hund ein Nein beim Futterklauen sehr verständlich machen 😈🤭 (Übrigens haben Tabasko oder Zahnpasta nicht geholfen, das haben wir alles aber tatsächlich eher zufällig herausgefunden😝)



Aktuelle Baustellen:

• Impulskontrolle (an manchen Tagen müssen wir richtig gegen die bunte Knete im Kopf kämpfen 🤪)

• Fokus bei Frauchen halten

• Beim sozialen Putzen Frauchen nicht sämtliche Hautschichten herunternagen zu wollen 😂



Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• Bis auf Spiezeug NICHTS 🤯 (Sie klaut aber immernoch wie ein Rabe😅)





Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti, geb. 14.06.2020

— mit Julien Peters.

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 7 - WEGEN UMBAU KANN ES ZU VERZÖGERUNGEN KOMMEN

Ich muss zugeben, gerade macht die Bohne richtig viel Spaß! Wir wachsen immer mehr zu einem Team zusammen. Natürlich haben wir immernoch Baustellen und es klappt bei weitem noch nicht perfekt, aber dennoch sind wir gerade auf einer richtig guten Wellenlänge🥰

Gerade ist Ona wieder in einer sehr explorativen und sehr oralen Phase 😄 Alles muss untersucht werden 🔎 Wie funktioniert dieses? Wie beißfest ist jenes? Was passiert, wenn ich das hier umwerfe? Wie hoch kann ich eigentlich klettern/springen? Oh, das ist ja ein Hebel! Hoch und Runter! Hoch! Runter! Upps, kaputt!🤷‍♀️
Ich habe ihr jetzt auch in Spiel-Ei gekauft, dass nun fast immer mit muss, wie ein Schnulli vom Kleinkind 😅 Aber das Kauen und Lutschen beruhigt sie und hilft ihr die ganzen Erfahrungen, die sie am Tag so macht und die sind durch ihren aktuellen Entdeckerdrang höher als sonst, gut zu verarbeiten. 

Was auch auffällig ist, ist ihr extremes "Klammern" an mir. Aktuell ist sie ein richtiges "Muttikind". Nicht dass es mir nicht gefallen würde, dass sie sich bei Spaziergängen toll an mir orientiert und extrem verkuschelt ist! Sie muss fast immer Kontaktliegen und am besten mit ganzer Fläche 🥰 Dummerweise kann sie es deswegen auch schwer ertragen alleine zu sein oder dass ich mal was anderes mache, was nicht direkt mit dem Hund zu tun hat, wie zum Beispiel auf die Toilette gehen😂 Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es von fehlender Struktur kommt, einem verpatzten Alleine bleiben, bei dem sie ziemlich viel Stress hatte😕 und wir deswegen wieder von neu starten, oder es einfach ihre Hormone sind (Sie wird doch nicht auf die Idee kommen jetzt schon läufig zu werden?!😳 Die soll sich mal schön damit Zeit lassen! Mindestens bis sie zwei ist 😂 *Mutti-Modus aus) Wir arbeiten auf jedenfall daran und ich bin mir sicher, dass es Stück für Stück wieder besser wird🍀

Und obwohl Ona in letzter Zeit sich gerne mal im Weg steht, mal wieder etwas anwuffen muss, was ihr gerade komisch vorkommt oder gerade irgendwas nicht machen will, weil es gerade einfach nicht geht (!) ("Versteh das doch Frauchen, es geht gerade nicht!" 😤), ist es so schön erste Früchte von unseren längeren Baustellen zu ernten. Wenn ich überlege, wie viel Zeit und Kraft uns das freiwillige Folgen gekostet hat, trotz Ablenkung und wie glücklich ich nun bin, wenn sie abwarten kann, bis sie andere Hunde begrüßen darf und auch zu mir zurückkommt, wenn es weiter geht. Ein echter Meilenstein für uns!❤️ Ich habe aber auch noch mehr gelernt, Dinge nur zu sagen, wenn sie gerade für mich wirklich notwendig sind und sie weiß, dass sie sich auf mein Wort verlassen kann. Und wenn es mal nicht klappt, verzweifle ich nicht, sondern weiß eine weitere Baustelle fürs nächste Mal. Dadurch bin ich viel gelassener im Umgang mit ihr und weil nun der Druck draußen ist, ist es von sich aus schon viel besser geworden!🍀 

Ich denke, ich werde mit Ona bei dem Thema "Fehler machen" noch einiges lernen dürfen. Ich darf lernen, dass es ok ist Fehler zu machen und man dann auch einfach dazu stehen kann mit einem "Jop, ist jetzt so!", ohne sich klein zu machen und sich tausend mal zu entschuldigen. Dass man aus Fehlern den Anreiz finden sollte, es das nächste Mal besser zu machen, anstatt zu verzagen. Und dass es wurscht ist wie viele Fehler man macht, man ist nie wertlos. Oh, und dass es vielleicht gar nicht mal so schlimm ist die Messlatte ganz oben anzubringen und eben nicht perfekt zu sein😅 Die damit verbundenen Aufgabenstellungen wären auch gar nicht so schwer zu tragen, wenn man nicht einen Hunde-Jungspund hätte, der einen alle 5 Sekunden aus der Komfortzone holt und wieder irgendwas anstellt, womit man nie im Leben gerechnet hätte😂 Und mit Wolfhund steht man dabei immer im Rampenlicht mit leuchtenden LasVegas-Pfeilen drumherum und alle wissen es besser, hätten es besser gewusst oder sich erst gar keinen (Wolf)Hund geholt 🤷‍♀️ Gott sei dank, haben sowohl die Bohne als auch ich ein sehr blumiges Gemüt, was viel ausbügelt😂

Die wachsende Gelassenheit im Umgang mit ihr ist ein enormer Nährwert für unsere Kommunikation. Ich werde immer ruhiger und kann Sachen entspannt regeln und bin dadurch kaum mehr unfair zu ihr. Besonders süß ist es, wenn sie den ganzen Tag den Schalk im Nacken und es zu weit getrieben hat, dass ich ganz ruhig werde und ihr nur noch den BLICK® zu werfe und sie genau weiß, dass jetzt die Kacke am dampfen ist und sie sich mucksmäuschen still in ihren Korb verzieht 😆



ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Immer besser im Hundekontakt werden! Heute kam sie sogar beim Spiel heraus zu mir, als ich sie gerufen hab! (Für uns ein voller Erfolg!💪)

• Grundsätzlich überall entspannen, solange Frauchen in unmittelbarer Reichweite ist.😴 (Den Radius dürfen wir nun langsam erweitern)

• Einen für ihr Alter guten Grundgehorsam haben🤓

• Ausschlafen und unendlich lange kuscheln😴🥰

• Super entspannt in der Stadt, den Öffis oder neuen Situationen sein (Offen und neugierig, aber nie gestresst)



Was Ona zwischenzeitlich vergisst, weil Bingokugeln im Kopf rollen:

• Alleine bleiben 

• Jagdimpulskontrolle (Sie vergisst gerne mal, dass auch Mäuseln TABU ist)

• Frustrationstoleranz

• Unerschrocken zu sein (Sie hat manchmal Phasen, wo sie alltägliches anwufft und sich selbst im Weg steht)



Was Frauchen gelernt hat:

• Es ist OK Fehler zu machen und auch OK, dass Hund und Frauchen nicht perfekt sind (gerade wenn man von Menschen anderes vermittelt bekommt)

• Die nächste Stufe der Gelassenheit und Geduld zu erreichen

• Den BLICK® nahezu perfektioniert zu haben

• Der Standartspruch "Ist ein Schäfermix" auf die Frage "Wolf!?" erspart einem wertvolle Zeit der Erklärung😂 (Keine Angst Leute, die mich höflich ansprechen, bekommen ordentliche Antworten)

    

Aktuelle Baustellen:

• Alleine bleiben (let's start again 🤣)

• Jagdimpulkontrolle 🐰🦊🦆

• Platz/Sitz/Steh aus der Bewegung 🖐️🚦🛑

• "Distanz" in der Beziehung einbauen. Die Welt geht nicht unter, wenn Frauchen mal keine Aufmerksamkeit dem Hund schenkt oder sich mehr als zweischritte entfernt🙄

  

Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• Den Rennmauskäfig in ein Puzzle zerlegt🧩 (Den Rennmäusen geht es gut, sie wollte auch nur das Rennmausfutter haben. Rennmäuse sind Familie... Dennoch sind die Rennmäuse nun in ein anderes Zimmer umgezogen, damit sie beim Alleine Bleiben nicht Mist dran baut)

• Klappbare Matratzen geschlitzt

• Die Nagerpaste der Rennmäuse samt Aluminium-Tube fressen (2 Stück 😈)

• (Fast!) die Wärmflasche zerbeißen (im Bett!) Zum Glück hat nur die Lasche drunter gelitten, bis ich herausgefunden hatte, was sie da so heimlich macht 🤣

• Mein ätherisches Öl umwerfen auf ihr Liegekissen (anscheinend aber nicht grundlos, denn seither liegt sie lieber auf dem Kissen🤓)

• Meine Jacke (zum Glück nicht die Neue, die ist wirklich stabil🥰)

• Und irgendwie sind in meinem Kopf noch einige Fetzen in Erinnerung, aber diesen Monat war es soviel, dass ich vermutlich mich nur noch an die Highlights erinnern kann 😂



Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti, geb. 14.06.2020

— mit Julien Peters.

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 8 - WENN DIE RASSEBESCHREIBUNG DEIN HOROSKOP SEIN KÖNNTE

Da sich in dem letzten Monat nicht viel geändert hat, sowohl an den stetigen Erfolgen , als auch in den Baustellen, habe ich entschlossen unsere Beziehung allgemein zu beschreiben. Und ich kann jetzt schon vorweg nehmen, unser größten Aufgabenstellungen rühren daher, dass wir uns so unglaublich ähnlich im Grundcharakter sind😬 Es ist bei uns also wirklich mehr eine Menschenerziehung als eine Hundeerziehung.🤪😂

So zum Beispiel das Alleine-Bleiben: Wie kann ich von einem Hund verlangen, dass er gut mit der Trennung und dem Alleine-Bleiben klar kommt, wenn ich selbst meine Probleme damit habe? 🧐 Ich bin ein sehr sozialer Mensch und liebe die Gesellschaft, vorallem die von meinem Freund und meinem Hund. Eigentlich kennt man mich nicht ohne Hund und ich drehe auch alles menschenmögliche so, dass der Hund überall mit kann oder ich einfach nicht weggehe. Ich habe damit kein Problem und mag diese Art zu leben sehr, trotz der "Einschränkung". Wie soll nun aber der Hund lernen im Notfall entspannt alleine zu bleiben (, wenn Plan A-Y gescheitert ist) oder dass ich vielleicht doch mal spontan einkaufen gehen will, ohne dass die Welt zusammen bricht ?! Ich muss also gerade eine ganze Menge an mir arbeiten, selbst lernen, dass es OK ist den Hund alleine zu lassen. Es also nicht nur als Übung anzusehen, sondern es auch für mich zu verinnerlichen und wirklich dahinter zu stehen, denn Ona merkt direkt wenn ich etwas nur halbherzig mache. 

Auch sonst ist es sehr spannend sich selbst mit dem Umgang mit dem Hund zu beobachten. Es gibt faszinierend viele Parallelen, die es uns oft einfacher manchmal aber auch schwerer machen. Wir haben zum Beispiel die gleiche Grundenergie. Wir sind beide recht blumig im Wesen, sehr offenherzig und sozial. Prinzipiell wollen wir beide von allen gemocht werden und mögen auch grundsätzlich jeden. Wir sind beide ungerne alleine und genießen das Kontaktliegen oder gemeinsame Streichel-/Putzeinheiten. Wir können beide sehr leicht hochfahren, kommen aber auch recht schnell wieder runter, neigen aber grundsätzlich zur Übertreibung. Wir sind beide unausstehlich, wenn wir übermüdet sind 🤣 (Gott sei dank sind wir es selten zum gleichen Zeitpunkt😇). Wir machen beide Sachen nur, wenn sie einen Sinn haben und kommen mit Druck nur schwer klar. Obwohl wir beide sehr harmoniebedürftig sind, mögen wir den "fairen" Konflikt einfach auch mal Sachen auszudiskutieren, bzw. testen wir beide gerne die Grenzen, psychisch, physisch und sozial. Wir sind immer für Unfug zu haben und sind immer für eine Überraschung gut (positiv wie negativ 🤓). Wir essen beide nahezu alles 😂 (wobei Ona noch ein ganzes Stück krasser ist 🤣 Ich habe in meiner Kindheit zwar auch schon Nacktschnecken gegessen, aber noch keine Fäkalien 🤪) 

Es schleichen sich auch gerne mal ein paar Konsequenzfehler ein, weil sie gerade X oder Y nicht machen möchte und ich schlicht weg Verständnis für sie habe und es dann nicht mit 100% einfordere. Oft habe ich das Gefühl, dass sie mich anschaut nach dem Motto "Muss ich das jetzt machen? Wir wissen doch beide, dass ich es kann" und dann muss ich mit einem Schmunzeln ihr zugestehen, dass sie durchaus recht hat, aber es doch bitte dennoch macht (zumindest im Ansatz)😆 

Bei Onas Vorgängerin Fine war es recht angenehm, dass wir natürlich auch unsere Ähnlichkeiten in gewissen Dingen hatten, aber uns grundsätzlich eher ergänzt haben. War sie unsicher konnte ich sie positiv ermutigen, war ich zu motiviert, hat sich erstmal nichts gemacht, "eine Braue hochgezogen" und gewartet bis ich wieder auf einem Energielevel war mit dem sie klar kam (übrigens umgekehrt, wenn Fine mal überdreht war, genauso)😆 Ona hingegen ist halt wirklich ein Spiegel; bin ich wuselig, ist sie wuselig; bin ich gestresst, ist sie gestresst; bin ich entspannt, ist sie entspannt. Ich muss also vorab auf mich und meine Stimmung achten und darauf, dass sie sich nicht überträgt. Es ist wirklich nicht zu unterschätzen, wie anstrengend es ist, den ganzen Tag mit seinen eigenen "Makeln" konfrontiert zu sein. Bei Fine war es oft ein "Oh, du hast da ein Problem? Warte ich helfe dir, denn für mich ist es keins", während es bei Ona meist ein "Oh, du hast da ein Problem? Hmm, naja ich auch, aber ich bin ja Vorbild und springe mal eben über den eigenen Schatten", aber es ist oft auch ein "Ok, lass uns gemeinsam über diesen Schatten springen". Die Erziehung von Ona kostet also psychisch viel mehr Kraft, weil ich stets und ständig aus meiner Komfort-Zone gerissen werde und aktiv an meine persönlichen Baustellen erinnert werde. Aber es tut auch unglaublich gut und ist sehr befreiend. Denn ich wusste, dass das auf mich zu kommt und deswegen wollte ich einen TWH! Ich wollte einen Hund, der mich dazu "zwingt" an mir zu arbeiten. Dennoch wünsche ich mir manchmal "spiegelfreie" Tage, an denen ich einfach in meiner Seifenblase sitzen bleiben kann😬

ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Immer besser einschätzen, was gerade von ihr verlangt wird im Alltag. Ich kann sie immer öfter frei laufen lassen/mit ihr entspannter laufen, weil unsere Kommunikation immer ausgereifter wird. Natürlich ist es unter Ablenkung (Hundekontakt) für sie noch schwieriger, aber es wird 🍀

• Sie lässt sich im Spiel von mir lenken und zurückrufen. Wenn sie gerade im Film ist oder übermüdet, klappt es zwar noch nicht, aber ansonsten ist es bereits ein voller Erfolg für uns.

• Fast schon Platz aus der Bewegung verstanden zu haben 😆 Also Ona wird gerufen und während sie kommt, geblockt und ins Platz gerufen. War ein ganzes Stück Arbeit, weil sie mit so einer Energie und Freude kam, dass sie dass Platz immer erst vor meinen Füßen verabeitet und dann umgesetzt hat 🤪 Gerade läuft sie nach dem Platz immernoch ein paar Schritte, aber schafft es sich hinzulegen, bevor sie mich erreicht hat 😆

• Nicht mehr alle fremden Peronen begrüßen und auch nur noch selten Menschen ins Gesicht springen oder in die Arme beißen. Wenn sie übermüdet oder anderweitig überdreht ist, steht es auf einem anderen Stern, aber prinzipiell macht sie es fast nicht mehr 😄



Was Frauchen gelernt hat:

• Ein gutes Stressmanagement für sich und den Hund zu finden.

• Noch mehr Druck aus der Erziehung zu nehmen.

• Immer entspannter werden und immer mehr das "Helikopter-Frauchen" abzulegen. (Es wird wohl nie ganz weg sein, aber es wird besser)😆

• Dem Hund immer mehr Vertrauen und ihm daher auch Aufgaben zu trauen.



Aktuelle Baustellen:

• Jagdimpulskontrolle 🙄 (Sie macht es für ihr Alter eh klasse, aber gerade muss sie jeder Hummel/Biene hinterher)

• Weiterhin am Rückruf arbeiten

• Platz aus der Bewegung

• Alleine bleiben



Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• Ein paar Oropax vom Herrchen ausgelutscht und vielleicht auch einen verputzt 🤭

• Meine Xte Augenmaske angenagt 😬 (Dieser Hund ist eindeutig ein Wiederholungstäter) 



Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti , geb. 14.06.2020

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 9 - VON FRUST UND ANDEREN MENSCHEN

Dinge, auf die man sich nur schwer vorbereiten kann, bevor der Hund da ist, sind definitiv andere Menschen. Ich hatte doch tatsächlich gedacht, ich wäre darauf gewappnet 😅 Welch Trugschluss im Nachhinein 🤣

Ich bin es ja wirklich schon lange gewöhnt "verurteilt" zu werden, weil ich den TWH als Rasse mag und all die Jahre nicht davon abzubringen war (und glaubt mir das wurde versucht; ich hab es sogar selbst versucht mich von einer anderen Rasse so zu überzeugen, wie ich es beim TWH war😉) All die Sticheleien und Überzeugungsversuche, warum ich mir keinen "(Halb-)Wolf" nehmen soll, sind aber tatsächlich nichts gegen das was man erlebt, wenn man den eigenen TWH an der Leine führt. Es gibt eigentlich keinen Tag, an dem ich nicht gefragt werde (und das mehrmals), welche Rasse Ona ist (meist mit den wildesten Rasse- oder Tierartideen), mir erklärt wird, wie schwer diese Rasse doch zu halten ist und, ob ich denn wüsste auf was ich mich da eingelassen habe oder aber einfach ohne zu fragen von mir und meinem Hund Bilder/Videos gemacht werden!

Versteht mich bitte nicht falsch ich bin ein sehr freundlicher und aufgeschlossener Mensch und eigentlich liebe ich es Aufklärungsarbeit zu leisten, aber diese Dreistigkeit, die manche Menschen an den Tag legen, lässt einen nur noch Kopfschütteln. Wenn jemand zu uns kommt und freundlich fragt, was für eine Rasse Ona ist und ob man ihr "Hallo" sagen darf , wird von uns nur selten ein "Nein" hören, aber wenn man mit dem Fahrrad fast frontal in uns hinein fährt, mit einem "WOLF?" herausplatzt, das auch alles ist, was man über die Lippen bringt und dann noch ungefragt ein Bild macht, muss sich nicht wundern wenn man nicht freundlich behandelt wird.🤬 An der Stelle überlegt euch genau, ob ihr einen Wolfshund in der Stadt haben wollt. Man kann sich mit fast allem, was die Stadt an Problemen mit sich bringt, arrangieren, aber wirklich im Minutentakt angequatscht zu werden (oder zu hören wie hinter dem Rücken über einen geredet wird), geht einem (vorallem an schlechten Tagen) ziemlich auf die Hutschnur.😬

Auch sind die Vorurteile, die die Rasse mit sich bringt wirklich zermürbend. Das Problem gibt es bei jeder Rasse, aber dennoch wird ein distanzloser Labrador als unerzogen, aber lieb und verspielt abgestempelt, während ein distanzloser TWH als potentiell gefährlich eingestuft wird (und das ist er als großer Hund sicherlich auch, aber andere Hunde eben auch). Daher hat Ona schon alleine durch ihre Rasse viel weniger Freiheiten, als ich sie ihr gerne zugestehen würde. Natürlich spielt gerade bei Ona ihr unerschütterlicher und eigenständiger Charakter mit, aber wir haben jetzt sehr lange gebraucht bis sie die Möglichkeit bekommen hat in der "Außenwelt" selbst zu erkennen, dass meine Regeln Sinn machen. Ich kann Ona nicht einfach von der Leine lassen und denken das wird schon... (Sollte man auch eigentlich nie, aber gleichzeitig ist es für den Hund wichtig eigene Erfahrungen zu machen, ohne dass ich die ganze Zeit hinein funke, sondern nur eingreife, wenn wirklich notwenig und darum geht es mir gerade 😉) Ich bin ständig die "Mutti", die daneben steht mit einem "sei vorsichtig", "sei höflich", "wasch dir die Hände"🤣 Und das ist auch gut so! Ich bin die "Alte" in unserem Konstrukt, die es nunmal besser weiß, aber dennoch müssen Kinder sich auch mal die Finger am Herd verbrennen dürfen (oder zumindest merken dass es wirklich verdammt heiß ist) um zu erkennen, dass "Mutti" recht hatte 🤓 Und das ist so schwer zu erreichen mit einer Gesellschaft im Rücken, die nur darauf wartet, dass der "böse" Wolfhund einen Fehler macht 🤢 

Das baut eine ganze Menge Frust auf. Beim Hund und bei mir. Geholfen haben gezielte "Übungsspaziergänge" mit Menschen (und Hunden), die kein Problem mit energetischen TWH-Jungspund haben, Besuche in der Hundeauslaufzone und Tage an denen wir ganz weit raus fahren ohne viel Besucherverkehr. Dazu schaue ich immer, dass sie körperlich ihren Frust mit einem Spiel am Ende des Tages abbauen kann und ihn nicht mit in den nächsten Tag nimmt. Ist letzteres nämlich der Fall ist Ona am Tag drauf unaustehlich unausgeglichen und völlig neben sich.

Aber trotz der ganzen Stolperstellen, die uns in den Weg gelegt werden (und manche habe ich sicherlich auch selbst hingelegt) macht Ona ihre Sache wirklich ganz toll ❤️ Natürlich ist sie immer noch ein Kind der Freude und dementsprechend vergisst sie gerne mal die höfliche Distanz einzuhalten oder sich selbst zurück zunehmen, aber sie lässt sich so schön führen und lenken (außer es ist ein Frusttag😬). Und um ehrlich zu sein lieber so, als wenn sie vor jedem Menschen, Hund oder Situation mit Angst oder Unmut reagieren würde. Es bringt mich immer zum Schmunzeln, wenn Leute fragen, ob sie sie mal streicheln dürfen. Ich reagiere dann immer im ersten Moment recht reserviert, weil ich nicht ganz weiß wie ich liebevoll erklären soll, dass mein Hund eine Rampensau ist  🤣 und die Leute schließen auf meine Reserviertheit, dass Ona ängstlich ist, weil sie ja ein Wolfhund ist😬 Wie überrascht sie dann immer sind, dass Ona das krasse Gegenteil ist und man bei ihr wirklich aufpassen muss, dass sie die Person nicht zu viel mit Liebe überschüttet 😂

ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Sich trotz Hundekontakt leiten und lenken lassen

• Jetzt wo die Hundeschule wieder auf hat wieder Klassenstreber sein 😆 Vor allem beim "Geräteturnen" (Tunnel, Wackelbrücke, Wippe, etc.) macht sie allen was vor 😎

• Mir voller Vertrauen in jede neue Situation folgen 🥰

• Immer besser im Rückruf und damit Freilauf werden 🥳



Was Ona zwischenzeitlich vergisst, weil Bingokugeln im Kopf rollen:

• An manchen Tagen hat sie einfach Stress ohne Grund 

• An manchen Tagen ist sie einfach krass Futtergeil 

• An manchen Tagen ist sie super sensibel

• An manchen Tag muss ALLES gejagt werden

• An manchen Tagen hat sie von jeder Kleinigkeit Frust

• An manchen Tagen ist sie super leicht zu verschrecken (für Ona-Verhältnisse)



Was Frauchen gelernt hat:

• Dem Hund immer mehr Eigenverantwortung zuzutrauen, aber natürlich immer mit schützender und führender Hand 

• Entspannter sein und Geduld haben, auch wenn der Hund gerade einen Bunte-Knete-Tag hat und so macht als hätte er nie Erziehung genossen



Aktuelle Baustellen:

• Impulskontrolle und Frustrationstoleranz (gesteigertes Niveau)

• Alleine bleiben

• Hören auf Distanz



Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• Die Couch (siehe gepostetes Video 😬)

• Ihre Lederleine 

• Irgendwie fehlen bei all ihren Decken und (Hand-)Tüchern die Ecken🤔

• Die Zeltschnüre

• Eine Jacke ist nun endgültig nicht mehr zu retten, da haben wir zu lustig gespielt 😅😂😆     



Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti, geb. 14.06.2020

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 10 -  LEINEN LOS

Seit gestern ist die Bohne genau ein Jahr alt 🥳 Und irgendwie hat sie auch genau das zum Anlass genommen einen weiteren Schritt in Richtung Erwachsen werden zu gehen. Mal übt sie sich in Markieren (das war genau eine Woche, in der sie nicht ihr Pipi wie gewohnt in einer "Sitzung" losgelassen hat, sondern alle zehn Schritt ein kleines Pipi hat machen müssen😆 nach der Woche hat sie sich wieder in "einem Rutsch" gelöst); mal meint sie mit anderen Hunden schauen zu müssen, wer die größeren Eier(stöcke) hat, um dann am nächsten Tag wieder den unbedarften Welpen zu mimen; mal muss sie jedes Wort auf die Goldwaage legen, mal orientiert sie sich anstandslos und direkt an mir. Mit einem Wort wir sind entgültig in der Pubertät angekommen.

Dank Onas Achterbahnfahrt ist jeder Tag eine neue Überraschung, aber dennoch wird sie jeden Tag leichter zu lesen und zu verstehen. Es zeichnen sich nun auch immer deutlicher unsere Dauerbaustellen ab mit denen wir erstmal ordentlich zu arbeiten haben. Das sind gerade der korrekte Umgang mit Frust, Alleine Bleiben und der Rückruf/Freilauf.

Obwohl wir von Welpen an daran geübt haben, waren es doch in der Welpen und Junghundezeit zu viele Dinge, die gelernt und geübt werden müssen. Da die meisten Dinge schon sehr gut funktionieren, können wir nun endlich den Fokus voll auf den Rückruf richten und dort Vollgas geben. Und schon alleine in dem letzten Monat hat sie super Fortschritte gemacht! Dennoch traue ich mich nicht, sie länger ohne Leine zu lassen (ganz davon abgesehen, dass Brut- und Setzzeiten sind😉). 

In der Hundeschule durfte ich Onas Freifolge ausprobieren und wir sind desaströs gescheitert, sobald auch die anderen Hunde auf dem Platz waren 🤣. Da Ona sich so gut macht durften wir von der Anfängerklasse in die Fortgeschrittene Klasse wechseln und dort hieß es "Alle Übungen ohne Leine". Das hat die Bohne auch die erste Hälfte brav gemacht, aber spätestens ab der zweiten Hälfte, kam sie zu  dem Schluss, dass es ihr zu blöd ist und sie ist erstmal quer über den Platz und hat ausnahmslos jeden Hund am Platz begrüßt🤣🤣🤣 Und typisch Bohne, wusste sie sehr wohl, dass sie Mist gebaut hat, war sie nicht einzufangen, geschweige denn abzurufen. (Seitdem hat sie auch eine kleine Schürfwunde an der Wange, weil eine Hündin Onas Beschwichtigung, gar nicht süß fand und ihr mal ordentlich die Meinung gegeigt hat😬)

Aber ich finde diese Situation zeigt schön unsere Baustelle an der wir eingreifen müssen. Ona will grundsätzlich gefallen und hören, aber irgendwann kommt der Punkt, an dem es ihr zu viel ist, und sie förmlich explodiert und außer Rand und Band quer durch die Gegend rennt. An der Leine weiß sie um ihre Grenze und bleibt tapfer, ohne Leine müssen wir noch etwas an ihrer Tapferkeit arbeiten🤷‍♀️ Wenn sie zweimal brav nicht zu einem Hund hin ist, haut sie beim dritten ab und lässt dort dann ihren vollen Frust aus, dass sie zu den anderen beiden zuvor nicht hin durfte.

Dabei ist es für uns auch wichtig genau das mit der Schleppleine zu üben und zu lernen. Es gab durchaus öfter den Tipp, ich soll sie von der Leine lassen, ihr einen Vorschuss an Grundvertrauen schenken und Selbstbewusst in den Spaziergang und die Situation starten, aber das ist nichts für uns 😅 Ohne Leine sind wir beide auf unsere Art mit den Möglichkeiten überfodert, dass wir nur Mist bauen😆. Mit der Schleppleine und in "abgesicherten" Bereichen (eigener Garten, Hundezonen, Hundeschule, etc) üben wir nun brav und konsequent den Grundgehorsam auf Distanz und erweitern so Stück für Stück unseren Radius. Und wer weiß vielleicht sind wir schon am Ende dieser Brut- und Setzzeit soweit auch mal wirklich entspannt Freilauf zu gestatten, vielleicht erreichen wir dieses Ziel auch nie, weil Ona sich immer was anderes spannendes einfallen lässt, wer weiß. Wir bleiben auf jeden Fall dran!

(Vielleicht sollte ich dazu erwähnen, dass echter Freilauf für mich erst dann anfängt, wenn ich ohne dauerhaftes Management, den Hund frei laufen lassen kann, weil er hört. Natürlich beobachte ich die Umwelt dann auch noch weiterhin, aber Ziel ist es den Hund nicht abzurufen BEVOR er das Reh* gesehen hat, sondern OBWOHL er das Reh* gesehen hat. *Reh kann auch mit Hunden, Menschen, anderen Tieren, Fahrrädern, Joggern und was der Phantasie sonst noch einfällt beliebig ersetzt werden)

Das Alleine Bleiben bauen wir gerade sehr kleinschrittig auf mit so lustigen Übungen wie: Ich stehe auf, der Hund steht auch auf, ich setzte mich wieder hin, der Hund legt sich wieder hin, ich stehe auf, der Hund bleibt liegen, ich gehe zur Tür, der Hund steht wieder auf, ich gehe wieder zurück und setze mich hin etc.pp.

Und das Frustthema bei Ona ist denke ich gerade eine Alterssache. Grundsätzlich hält sie sehr viel Frust aus und kommt damit auch gut klar! (Für einen so jungen Hund habe ich recht viele Erwartungshaltungen an sie und sie erfüllt sie echt gut!) Aber wenn mal das Fass übergelaufen ist, braucht sie mindestens einen Tag um sich vom Frust und dem damit verbundenen Stress zu erholen. Gerade zum Beispiel hat sie das erste Mal meine Mutter und ihren Hund in Deutschland kennengelernt. Das war für Ona super viel Input auf einmal. Neue Gegend, neuer Mensch und neuer Hund auf engstem Raum und damit viele neue Regeln. Da musste ich sehr viel Zeit für Ona herausholen, bei der sie nicht im Gehorsam stehen musste, sondern einfach mal Hund sein konnte und allen Druck ablassen. (Der Hund meiner Mutter kam mit Onas stürmischen Art nur schwer klar, weshalb Management von uns und Gehorsam von den Hunden verlangt war.) Auch von der langen Fahrt (etwa 11 Stunden) bis in die Heimat musste Ona sich fast einen Tag erholen bis sie mit dem Kopf wieder da war.

Ich kann sie aber immer besser einschätzen und erkenne wann es ihr zu viel wird und besser noch oft erkenne ich es bevor es ihr zu viel wird 🥳 Natürlich lasse ich sie auch mal in dem Frust, weiß  aber dann auch, dass ich meine Erwartungshaltung entsprechend drosseln darf, einfach weil sie wegen der Situation noch viel verarbeiten darf. Ich finde es aber wichtig, dass sie auch lernt mit ihren Grenzen umzugehen und auch eigene Lösungsstrategien entwickelt mit der Sitation klar zu kommen. 

ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• So ein Hundeschulen-Klassenstreber sein, dass sie schon bei den Fortgeschrittenen mitlaufen darf, obwohl sie eigtnlich noch Anfänger ist🤓

• Schwimmen wie ein Fisch 🦈

• Richtig, deutlich und zielgerichtet Anzeigen, wenn sie muss🥳 (Endlich kommt sie zu mir, fiept und geht zur Tür, dafür hat sie ziemlich lange gebraucht 😅)

• Sich ziemlich gut an mir orientieren, auch wenn der Kopf gerade ganz woanders ist



Was Ona zwischenzeitlich vergisst, weil Bingokugeln im Kopf rollen:

• Was war Hier gleich nochmal ?! 

• Oh! Ein Baum/Stein/Mensch/WasAuchImmer, das hab ich noch nieee gesehen, gleich mal wuffen!

• Hirn aus - Emotion an

• Ah Heute ausschlafen? Na dann muss ich doch mal um 6 Uhr in der Frühe Gassi!



Was Frauchen gelernt hat:

• Regelmäßig den Hund kontrollieren, ob erdenn ncht doch schon läufig ist ?! 😆

• Es ist so egal was andere von einem halten, so lange es sich für sich und seinen Hund richtig anfühlt 💪

• Sich weniger beeinflussen lassen



Aktuelle Baustellen:

• Rückruf und Freilauf

• Alleine Bleiben

• Impulskontrolle und Frustrationstoleranz



Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• Ihr Dutterdummy

• Ihre zweite Lederleine (aber diesmal "nur" angefuttert)



Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti Old GreyGun • Allevamento Cane Lupo Cecoslovacco ENCI & FCI, geb. 14.06.2020

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 11 - INPUT, INPUT, INPUT

In dem vergangenen Monat ist unglaublich viel passiert. Am ehesten wäre da wohl der Besuch in der Heimat zu erwähnen. Wir waren drei Wochen in Deutschland und in dieser Zeit hat Ona meine Mutter mit Hund, sowie meinen Vater mit Lebensgefährtin zum ersten Mal kennengelernt. Ebenso die Eltern meines Freundes zum zweiten Mal gesehen und auch noch zwei enge Freunde (mit Partnern vier ;-) ) mit Hund(en) kennengelernt. Dazu noch die lange Reise von zehn Stunden (ein Weg) und ich muss wohl kaum erwähnen wie viel Input das für de Bohne war. 

Wie bereits im letzten Bericht erwähnt, musste ich ordentlich auf Onas Frustgrenze aufpassen und schauen, dass es nicht zu viel wird, da wir uns tatsächlich relativ gut an die Regel "Das erste Jahr ist langweilig" gehalten und daher meist ihre Aktivitätsphasen auf etwa drei bis vier Stunden täglich beschränkt haben (also da spielt alles rein, nicht nur die Gassirunden) (Ausnahmen bestätigen die Regel ;-P ). Nicht dass wir mit Ona in der Heimat unendlich viel gemacht haben, aber schon alleine die häufigen Ortswechsel, neuen Menschen und Hunde hätten Ona alleine gereicht, aber dazu kamen ja Gassi-Gänge mit noch mehr Eindrücken und am Ende des Tages ging es nicht ins gewohnte Körbchen in Wien, sondern wir blieben an den neuen Orten mit den tausend spannenden Gerüchen.🤪

Man darf dabei auch nicht vergessen, dass Ona ein Corona-Hund ist und wir sie zwar möglichst viel an ihre Umwelt gewöhnt haben, dennoch kann ich an einer Hand abzählen in wie vielen Wohnungen Ona vorher zu Besuch war oder in einer anderen Umgebung als bei uns zuhause übernachtet hat. Natürlich wäre es nicht die Bohne, wenn sie die neuen Situationen nicht mit Bravour gemeistert hätte, trotzdem war es vorallem am Anfang ziemlich anstregend für sie. 

Und um es nicht fad werden zu lassen, sind wir zwei Wochen später in die Slowakei gereist und haben dort Onas erste Austellung absolviert. Auch wenn ich vor Ort etwas traurig war nur einen von vier Tagen gemeldet zu haben, war ich am Ende doch froh über den Entschluss, weil wir uns so entspannt auf die Austellungsatmosphäre einlassen konnten und auch einfach mal einen Tag nur am Wasser verbringen konnten, statt irgendwo zusammen gefercht in einer Austellungshalle. Besonders toll war es, dass Ona zwei ihrer neun Geschwister, ihren jüngeren Halbbruder und ihre Mutter treffen konnte. Es ist etwas besonderes wenn Wolfshunde miteinander kommunizieren können und noch schöner ist die Kommunikation innerhalb der eigenen Familie 😍

Durch dieses viele Reisen und unterwegs Sein ist unsere Beziehung bestärkter als je zuvor hervorgegangen. Zum Einen habe ich auch eine ganze Menge Tipps und Verbesserungsideen bekommen😉, zum Anderen schweißen gemeinsame Abenteuer einfach unendich zusammen🍀 Ich traue mich jetzt dank intensiven Trainings und eben dem gestärkten Vertrauen in unsere Beziehung, Ona viel mehr Freiheiten zugeben, sie tatsächlich immer öfter abzuleinen, nicht direkt loszuspurten, wenn sie im Begriff ist etwas anzustellen, sondern es "entspannt" von der Entfernung zu managen (soweit ich Kontroletti entspannt sein kann 🤭🤫) und es funktioniert! Natürlich nicht feherfrei, dafür darf ich noch zu viel üben 🙃, aber doch so dass nicht nur Land in Sicht ist, sondern dass man mit den Füßen schon auf Grund läuft😌

ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Immer besser im Rückruf werden (Es vergeht aber auch kein Tag, an dem Ona nicht mindestens 20 mal das Wörtchen "Hier" entgegen geträllert bekommt😂😅)

• Fast immer und überall zur Ruhe kommen😴

• Auch wenn sie gerne mal in Freude verfällt, ist Ona eigentlich immer klar im Kopf und das macht das Training mit ihr sehr angenehm.

• Sich absofort WORLD SPECIAL JUNIOR WINNER 2021 nennen🎉



Was Ona zwischenzeitlich vergisst, weil Bingokugeln im Kopf rollen:

• zur Ruhe kommen, weil es gerade zu viel fürs Hundehirn ist (z.B. wenn sie frei in einem Garten sein darf und es noch vier andere Hunde gibt und noch mehr spannendes zu entdecken, wie zum Beispiel einen ganzen Keller oder den Hundefreien Gartenbereich🙄)

• Jagdimpulskontrolle (Leider hat es eins unserer Kaninchenbabys nicht überlebt (wir haben es erlöst, nicht der Hund (und nicht den Hund🤪)) als Ona fünf Sekunden ohne Aufsicht war 😬 Jetzt weiß sie aber erstmal wieder die Regeln und wir vermeiden noch gezielter so dumme Zufälle, dass der Hund kurz ohne Aufsicht ist, wenn die Kaninchen Freigang haben)



Was Frauchen gelernt hat:

• Nicht zu sagen, dass Ona etwas kann, etwas nicht macht oder noch nie X oder Y angestellt hat, weil der Köter förmlich zuhört und Kacke baut 😝 ("Ona orientiert sich gut an Grundstücksgrenzen" - Ona springt über den Zaun; "Ona haart für ihre Rasse recht wenig" - Natürlich meint der Köter zum peruanischen Nackthund mutieren zu wollen und verliert all seine Haare in dem Haushalt, der am empfindlichsten drauf reagiert 😬 Danach ist ihr Haarverlust wieder in gesittete Bahnen gefahren; "Ona bleibt in fremder Umgebung eigentlich in der Nähe" - Ona geht alleine durch nen Keller stiften und findet dort die Vorratskammer, bzw. geht sie in einem anderen Haushalt quer durch Haus, weil sie in der hintersten Ecke das Katzenfutter wittert; "Ona ist gerade ziemlich auf den jagdlichen Geschmack gekommen, ich muss vorsichtig sein bei anderenTieren" - Ona ist zuckersüß zur fremden Katze🥰)

• Weniger Kontroletti sein, aber das wird noch dauern bis ich das richtig abglegt habe 😅 und damit verbunden dem Hund und dem Freund mehr vertauen



Aktuelle Baustellen:

• Und monatlich grüßt das Murmeltier: Der Rückruf 🙋‍♀️

• Oh ebenfalls ein Dauerbrenner: Jagdimpulskontrolle

• Und weil frisch gelernt, dass es dafür einen Ausdruck gibt: Mehr Formalismus



Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• Mir fällt gerade nix ein 🤔



Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti Old GreyGun • Allevamento Cane Lupo Cecoslovacco ENCI & FCI, geb. 14.06.2020

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 12 - EIN JAHR TWH ODER AUCH FIFTY SHADES OF GREY

Es ist nun genau ein Jahr her, dass ich mich bewusst dazu entschieden habe das Chaos in mein Leben zu lassen. 😂 Und ich muss ehrlich zugeben, es gab mehr als einmal die Situation, an denen ich meine Entscheidung bereut habe bzw. ziemlich kritisch überdacht, warum ich mir unbedingt eine "Aufgabe" ins Haus holen wollte.

Gerade die ersten drei Monate mit Ona waren der Horror auf Vierbeinen. 24/7 stand nur der Hund im Fokus und an einem 24 Stunden Tag hat Ona etwa 48 Stunden Aufmerksamkeit eingefordert. Wir waren pausenlos am Pipi wischen, weil die Welt draußen viel zu interessant war um das Geschäft zu erledigen oder weil das Bett der Mitbewohner für den Hund mit großen Lettern WC draufstehen hatte. (Ernsthaft ins Bett oder in die Couch pinkeln ist doch ein TWH-Fetisch oder?!😬) Draußen ging Madame lieber ihre eigenen Wege und alle anderen Menschen waren sooo viel besser als wir 🤷‍♀️ Sie hat so ziemlich alles gefressen, was sie gefunden hat und hat gefühlt auch ein paar mal versucht sich selbst zu fressen (als die Gelenke im Wachstum waren). Die schönste Zeit war immer dann, wenn sie schlief. Das waren dann die Momente, wo wir die Welpenzeit "richtig genießen" konnten und neidisch eingestehen mussten, dass sie den meisten Schlaf von uns dreien hatte. 

Aber jetzt mal ehrlich, wer sagt "Genieße die Welpenzeit" hat entweder verdrängt wie bescheiden diese Phase im Hundeleben für einen selbst ist, lügt ohne rot zu werden und voller Zynismus oder ist ein echter Masochist! 😈 Ich mein Welpen sind süß und toll, aber nicht wenn man die Kleinteile 24/7 an der Backe hat 😂 Da bevorzuge ich doch lieber den Ausspruch "Die Welpenzeit ist die schönste Zeit und zwar die Schönste, wenn sie vorbei ist" 🤣 

Zumindest bei Ona war das definitv der Fall! Die darauf folgende Jungspundphase war zwar auch kein Zuckerschlecken, aber doch schon wesentlich erholsamer (endlich wieder Schlaf! Und wenn es nur fünf Stunden am Stück waren 🍀). Die Haut, die noch nicht den Welpenzähnen zum Opfer gefallen war, wurde nun in minimalistischer Kleinstarbeit und liebevoller Hingabe abgeputzt, weil die Bohne gerade das Putzen für sich entdeckt hatte. Ansonsten war Ona ein typisches Lausemädchen, dass in Pippi Langstrumpf-Manier durch die Welt gehüpft ist und ihre Grenzen ausgetestet hat. Es ist dabei übrigens spannend wie wenige Grenzen es für einen TWH gibt 😆 Wir haben von Anfang an versucht Ona intelligent zu erziehen, ihr also nicht bei jedem Problem zu helfen, sondern sie zu ermuntern es selbst auszuprobieren. Das Resultat war ein extrem umweltsicherer Hund, der dummerweise auch dann Probleme alleine gelöst hat, wo wir eigentlich auf Kooperation gesetzt haben😂 (Natürlich haben wir auch viel gemeinsame Team-Arbeit gemacht, aber bei Alltagssituationen soll sie aktiv mit dem Kopf dabei bleiben und mitdenken. Z.B. Eigenständiges Entwirren, wenn die Leine um einen Pfosten gewickelt ist)

Richtig angefangen Spaß zu machen hat sie dann etwa ab dem 9. Monat, weil es immer weniger Kinderflausen gab und immer mehr der Hund zum Vorschein kam. Es gab immernoch genug Baustellen, aber es war Land in Sicht und unsere Kommunikation hatte endlich ein Level erreicht, bei dem wir uns verstanden haben. Und etwa ab dem ersten Jahr hat man dann richitg gemerkt, wie sie lernt aktiv auf meine Meinung zu hören, Rücksprache zu halten, statt direkt loszupreschen und auch der Umgang wurde dadurch viel entspannter.

Jetzt gerade ist sie übrigens top! Natürlich sind wir immernoch nicht durch, da werden noch einige Berg- und Talfahrten auf uns zu kommen, aber die Grundsteine sind so gelegt, dass es mir sehr gut gefällt. Ich kann sie überall mitnehmen, alles mit ihr machen und ziemlich gut die Situationen einschätzen und abbrechen bevor es ihr zu viel wird. Übrigens klappt es auch ohne Leine mittlerweile fast perfekt🥳

Meine Erwartungen an einen TWH hat Ona mehr als erfüllt! Ich wollte einen Hund mit dem ich wachsen kann und von dem ich lernen kann und genau das habe ich bekommen. Ona ist kein Hund, der einfach so nebenher läuft und man muss sich mit ihr alles erarbeiten und verdienen, aber ich finde dadurch hat das Zusammenleben viel mehr wert. Plötzlich weiß man wie gigantisch ein Alltagstauglicher Hund ist und auch wenn es im täglichen Zusammenleben unabdingbar ist, ist es plötzlich nicht mehr selbstverständlich 😉

ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Sehr feinfühlig auf meine Hinweise und Andeutungen reagieren

• Immer besser im Rückruf werden. Mittlerweile bekomme ich sie aus fast jedem Spiel abgerufen.

• Eine super Alltagsbegleitung sein😎

• Mit auf Arbeit kommen und jedes Mal entspannter sein, trotz Kunden- und Hundenverkehr und mir mnachmal ausser Sichtweite (Lager) 🥳

• In der nächsten Hundeschulensaison offiziell bei den Fortgeschrittenen mitlaufen dürfen, weil sie die GH-1 bestanden hat 

Was Ona zwischenzeitlich vergisst, weil Bingokugeln im Kopf rollen:

• Manchmal verliert sie noch vor Liebe den Kopf (wenn die besten Hundekumpel in Sicht sind), aber auch da wird sie immer aufnahmefähiger

Was Frauchen gelernt hat:

• In der Ruhe liegt die Kraft. 

• Geduld. Wenn man sich selbst treu bleibt, bekommt man es auch irgendwann hin, dass der Hund das tut, was man sich wünscht. Auch wenn es am Anfang unmöglich erscheint. Zu sich und dem Hund ehrlich sein und dran bleiben und irgendwann macht es *klick* und es klappt.🤓

Aktuelle Baustellen:

• Alleine bleiben

• Den Rückruf weiter ausbauen

• Gehorsam auf Distanz weiterausbauen

• Kamillentee-Training vertiefen

Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• Ihren Zahn 🤦‍♀️ Irgendwie hat sie es geschafft sich nen oberen Prämolaren nicht nur abzubrechen, sondern zu spalten. Morgen geht es zum Spezialisten, mal schauen was er retten kann (Erstversorgung durch Haustierarzt hatten wir schon)

• Etwas Tür

• Einige Stofftiere

• Ihren Reisenapf

• Ein selbstgenähtes Kissen (extra für sie)

• Ein Blumentopf



Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti Old GreyGun • Allevamento Cane Lupo Cecoslovacco ENCI & FCI , geb. 14.06.2020

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 13 - BINGOKUGELN UND BUNTE KNETE

Wer braucht eigentlich Hormone? Ona ist gerade echt Dr.Jekyll and Mr. Hyde. Ein Tag ist sie gigantisch, hört auf jeden kleinen Mucks, den ich mache, ist aufmerksam und zack ist der Tag rum. Dann hab  ich 'nen Kindskopf an der Leine, der in aller Öffentlichkeit beteuert ein Opfer schlimmster Deprivation zu sein und noch nie die große weite Welt gesehen hat🤣 Bei anderen Hunden muss die Rute plötzlich ganz oben getragen werden , genauso wie der Kamm. Auf Nachfragen warum sie das macht, schüttelt sie plötzlich alles ab, zuckt mit den Achseln und meint "Ich wollt's halt mal ausprobieren" und läuft ganz normal am Hund vorbei😅 

Also wirklich, ich weiß nicht wie ich diesen letzten Monat beschreiben soll😂 Es ist eine reine Achterbahnfahrt! So viele Tage wo sie wirklich klasse war und ich so stolz prahlen könnte und dann zerebraler Totalausfall😬 Aber das gehört wohl dazu... Mein Mitbewohner schwört darauf, dass Ona läufig wird (und hat auch schon irgendwie jedem erzählt, dass sie schon läufig ist! 😬😈) wobei es für mich noch ein Pubertätsschub zu früh ist. Mich hat es natürlich dazu gebracht noch pedantischer und regelmäßiger ihr Verhalten (bezüglich Sexualität) und ihre primären und sekundären Geschlechtsorgane zu untersuchen, ob sich was tut 🤣 Aber bisher hat die Übermutti (->Ich 🤫) keine sichtbaren Veränderungen bemerkt. Aber es ist auch für mich die erste Läufigkeit, die auch ich mitmachen werde, also who knows? 😝 Für mich ist sie mit ihren 15 Monaten noch viiiiiiiiel zu jung und kann sich noch gut 2 Jahre dafür zeitlassen (*Muttimodus ende)🤪🤪🤪

Ansonsten sind wir in den letzten zwei Wochen trotz Hoch und Tiefs sehr eng zusammen gewachsen, denn Herrchen hat Norwegen unsicher gemacht, sodass wir ohne männlichen Puffer mit uns beiden klar kommen mussten. Dadurch gab es zwar hier und da mehr Reibereien, aber wir haben alle Aufgaben gemeinsam gelöst 🥰 Dank den Bingokugeln im Kopf haben wir im Alltag soweit möglich eine ganze Stufe zurück geschraubt und setzten wenig auf Konflikte, sondern viel auf Verständnis und Stärkung der schon bekannten Regeln. War nicht immer einfach, vorallem wenn man alleine und krank ist (an der Stelle meine Hochachtung an Menschen, die alleine leben und einen Hund haben!). Richtig unschön war es dann in der Woche in der ich mit grippalen Infekt und Fieber eigentlich brach lag und die Bohne meinte, dass wässriger Durchfall eine lustige Abwechslung zu der bunten Knete wäre. Die Woche hat uns wirklich gekostet. Aber sie war auch irgendwo sehr schön, denn wir waren eigentlich nur den ganzen Tag gemeinsam im Bett am kuscheln 😅❤️

ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Ziemlich genial auf Arbeit sein. Dafür dass ich in einem Hundeladen arbeite und damit immer Kundenverkehr (mit Hunden) ist, schläft sie die meiste Zeit sehr brav 🍀 Sie muss sich zwar aufsetzen, wenn ich ins Lager gehe oder sonst außer Sichtweite gehe, aber das war's und selbst da lernt sie gerade das es unnötig ist mir nachzuschauen 🥰

• Auch das Alleine-Bleiben zuhause macht in kleinen Schritten Fortschritte. Da habe ich ein paar blöde Patzer eingebaut, die ich nun in Kleinarbeit ausbügeln darf🤷‍♀️

• Auch bei Hunden behält sie immer mehr den Kopf klar und schafft es, wenn ich rufe zu kommen🥳

• Wirklich immer und in jeder Situation zur Ruhe kommen zu können (solange ich da bin). Egal wo, Ona legt sich hin und schläft, wenn es nach spätestens 5 Minuten nicht weiter geht 🥰

• Gerade sind Gäste (egal ob zwei odervierbeinig) absolut gern gesehen. (Mitbewohner haben von der Familie zwei Hunde beherbergt und ich habe eine TWH-Freundin mit Freunden auf ihrer EU-Reise aufgenommen, und es war alles ziemlich unproblematisch! Die zwei TWH-Mädels hatten ein paar Sätze zu sprechen, aber das war ok)

• Ein ziemlich geniales Model sein! Ona hat jetzt bei ein paar Videos und Fotoprojekten mitgemacht und sich wirklich vorbildlich verhalten 🥰

  

Was Ona zwischenzeitlich vergisst, weil Bingokugeln im Kopf rollen:

• Einfach, weil sie es kann hat Ona gerade schreckhafte Momente. Und immer sind es Kleinigkeiten, die sie aus der Fassung bringen, besonders beliebt sind kleine Plastik- oder Metallteile auf dem Boden. Manchmal springt sie auch aus dem nichts in die Höhe nur um festzustellen, dass da nix war, was dieses Verhalten begründet.🤷‍♀️

• Manchmal ist ihr Hirn auf Durchzug eingestellt. Ich sage ihr was und sie reagiert einfach nicht drauf, sobald ich dann etwas Nachdruck gebe, klappt es plötzlich wieder 🤣



Was Frauchen gelernt hat:

• Selbst krank sein und nen pupertären Hund an der Leine haben, ist eine blöde Kombi um die innere Ruhe zu behalten. (Ich hab mich zwar sehr bemüht, aber ich war bestimmt mehr als einmal unfair zu ihr, weil es mir einfach grottenschlecht ging und dann bei Blödsinn mir der Geduldsfaden gerissen ist) 😬

• Gemeinsam kuscheln lässt einen den ganzen blöden Tag vergessen 🥰 Und plötzlich egal wie blöd der Hund und Frauchen am Tag waren 🤣

• Balance zwischen körperlicher und geistiger Arbeit, sowie Ruhezeiten, sind nicht nur für den Hund, sondern auch für Frauchen wichtig 🥰



Aktuelle Baustellen:

• Ein sauberer Apport

• Mehr Motivation und Konzentration bei der Kamillesuche

• Rückruf aus der Bewegung

• Befehle aus der Bewegung und auf Distanz



Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• Ein Handfeger

• Ein selbstgenähtes Hundekissen

• Ein Kissen von den Mitbewohnern

• Ein Stoffspielzeug

• Die volle Wärmflasche (Glücklicherweise nur den Rand, sodass sie nicht ausgelaufen ist)

• Etliche Tetrapaks, die sie noch halb voll stibitzt hat und natürlich im Bett zerkaut hat 😬🤣



Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti Old GreyGun • Allevamento Cane Lupo Cecoslovacco ENCI & FCI , geb. 14.06.2020

— mit Julien Peters.

# Erfahrungsbericht: Leben mit TWH
## Teil 14 - Frust und lust

Kann man einem Dackel das Apportieren beibringen? Kann man einen Labrador zum Sprinter machen? Kann ich einen Saluki zum Hüten von Schafen nutzen? Kann ich einen Border-Collie als Jagdhund nehmen? - Die Antwort ist bis zu einem gewissen Rahmen JA! Ja, man kann das schaffen mit viel Zeit, Geduld, Gespür fürs Individuum und vielleicht auch etwas Glück. Man macht sich das Leben allerdings deutlich leichter, wenn man einen Hund nimmt, dessen ganzer Stammbaum für eine gewisse Arbeit gezüchtet und genutzt wurde. 

Warum ich so eine geschwollene Einleitung nutze? Weil genau das gerade in meinen Gedanken kreist. Wofür nutzt man eigentlich einen tschechoslowakischen Wolfhund? Passt ein Wolfhund in mein Leben? Natürlich habe ich mir diese Gedanken oft und mehrmals gestellt BEVOR es überhaupt an die Planung ging, dass tatsächlich einer einzieht.🤓 Aber gerade erwische ich mich immer wieder am Philosophieren über den Sinn und Unsinn von tschechoslowakischen Wolfhunden. Ich bin der Überzeugung, dass ein Hund einen klaren Platz und im besten Fall auch eine klare Aufgabe braucht, an der er wachsen und auch sich steigern kann, wenn er möchte. Und ich finde auch, dass Ona viele schöne Hobbies (Kamille-Suche als Vorstufe für die eventuelle Ausbildung zum Naturschutzhund, Unterordnung, Fährte, Denkarbeit und Problemlösung) hat in denen sie ihr Potential ausleben darf, dennoch bin ich noch immer am Überlegen, ob ich dem Hund gerecht werde.

Nicht  missverstehen die Arbeit mit Ona macht unendlich viel Spaß, ihr macht das Arbeiten (in ihrem Tempo) auch Spaß und auch wenn sie gerade den größten Quark baut, kann ich eigentlich nur daneben stehen und lachen, weil es auch einfach so süß-frech ist, wie sie in Pipi Langstrumpf-Manier, die Welt nach ihren Regeln formt. Und noch sehe ich da auch immer Kritik an mir, wenn Ona gerade mehr Fragen ans Leben stellt als notwendig. Und manchmal ist es auch einfach nur anstrengend, wenn du einen Hund an der Leine hat, der eigentlich alle Regeln kennt und plötzlich komplett ausflippen muss, weil die allerweltbeste Hundefreundin aus dem Auto steigt! Ich weiß das ist völlig normal, aber es ist absolut mühsam. Manchmal will man einfach nicht darüber nachdenken, was gerade nicht klappt,  manchmal will man keine konstruktive Kritik hören, manchmal ist man halt einfach mit der Situation und damit auch mit dem Hund überfordert. Das gehört dazu.

Ich glaube der Grund, warum Onas aktuelle Pubertätsphase mir mehr weh tut als alle anderen Phasen bisher (und ihre vorherigen Phasen waren deulich schlimmer und anstrengender) ist der, dass ich mir nun über ein Jahr lang den Allerwertesten aufgerissen habe, bereits so viel Zeit und Geduld in diesen Hund gesteckt habe UND auch schon bereits so viel einfach so gigantisch geklappt hat (und wenn die Bingokugeln gerade nicht rollen auch jetzt noch hervorragend klappt). Ich weiß das wir noch lange nicht aus dem Gröbsten raus sind und es noch einige Rückschläge geben wird, aber gerade ist es wirklich ermüdend. Ich weiß das die Zauberformel in solchen Momenten heißt: Erwartungen zurückschrauben, liebevolle Konsequenz an den Tag legen, Geduld und Verständnis. Aber es ist halt auch eine ZAUBERformel und zaubern kann manchmal verdammt anstrengend sein, vorallem wenn es einem selbst eigentlich schlecht geht.

Ich bin unfassbar froh, dass Ona dabei ihren herrlich blumigen und lebensbejahenden Charakter hat, der mir  einfach hift den Tag positiv zu sehen, auch wenn er das genau genommen nicht war. Irgendwie schafft sie es immer, dass ich am Ende in der Asche stehe, aber Lächeln muss, weil die Art und Weise wie sie alles abgefackelt hat urlustig war. Ona lebt wirklich in Extremen und lebt die auch voll aus. Und damit ist sie meinem Grundcharakter unglaublich ähnlich, weshalb es mir auch noch mal etwas schwieriger macht. Wie oft stehe ich da und denke mir: Hut ab vor meiner Mutter, die meine Erwachsen-werden-Phase ja viel länger hat durchmachen müssen. Ähnlich wie ich ist auch Ona weniger rebellisch, als viel mehr unglaublich kreativ, wenn es um die Umsetzung gewisser Dinge geht. Wie oft stehe ich da und denke mir, ja, da hat sie recht, könnte man so lösen, geht aber gegen gesellschaftliche Konventionen. 🤪

Dennoch oder gerade deswegen bin ich immer noch der vollen Überzeugung (trotz stimmungsabhängiger Zweifel), dass der tschechoslowakische Wolfhund für mich die passende Rasse ist, denn er erfüllt alles was ich mir gewünscht habe. Dass ich mir gewünscht habe, gefordert zu werden und täglich dazulernen zu wollen und zu müssen, ist mein "Fehler"😂 Sicher ist, dass irgendwann auch ein Retriever bei mir einziehen wird, denn meine Liebe zur Apportierarbeit, befriedigt Ona zwar, aber ich glaube auf Dauer will ich da mehr! Das macht mir richtig Spaß. Und es wird wenn natürlich ein Chesapeake Bay Retriever, soll ja kernig und fordernd bleiben🤣
## Zusammenfassend:

**Was Ona kann:**
* Entspannen. Manchmal fällt es ihr schwerer, weil sie sich selbst im Wege steht, aber grundsätzlich kann sie wirklich fast in jeder Situation herunterfahren
* Sich immer besser im Spiel mit anderen Hunden an deren Bedürfnisse anpassen. Sie erkennt mittlerweile schon selbstständig mit welchem Hund sie rauer und mit wem sie zärter spielen darf.
* Sie macht eine ziemlich tolle Nasenarbeit, egal ob Fährte oder Kamille
* Sie ist gigantisch, wenn wir gemeinsam Inliner fahren, selbst wenn Ratten vor uns Revierkämpfe austragen oder ein Biber es für nicht nötig hält aus dem Weg zu gehen und sie drüber springen muss
* Mir und Julien unendlich tief vertrauen. Sie springt nun von fast überall uns in die Arme und sucht auch sonst deutlich bei uns Schutz, wenn sie sich weh getan hat oder was komisch ist

**Was Ona zwischenzeitlich vergisst, weil Bingokugeln im Kopf rollen:**
* Jegliche Grunderziehung komplett übern Haufen werfen und alternative Gemeinschaftsmodelle konzipieren
* Rückruf? Ah, du rufst dein letztes Kommando zurück, oder?
* Frustrationstoleranz und Impulskontrolle was ist das?
* OMG! Es bewegt sich! Ich werde sterben oder ich muss es jagen! Am besten beides!
* Zeitweise muss sie, wenn ich sie mit auf Arbeit nehme, sich lautstark beschweren, wenn ich einen anderen Hund begrüße. Das macht sie aber nur an wirklich schweren Frusttagen

**Was Frauchen gelernt hat:**
* Ich bin immer wieder überrascht über die neuen Level der Frustrationstoleranz, die ich erreichen kann
* In Momenten, in denen ich in der Anfangszeit unfair geworden wäre, schaffe ich es immer einfach ruhig zu werden.
* Lachen ist gesünder als sich zu ärgern, also lache ich lieber

**Aktuelle Baustellen:**
* Der Rückruf
* korrektes Arbeiten auch in stressigeren Situationen
* Basics wiederholen ohne dass sie langweilig werden

**Bisher zerstört ist: **(seit dem letzten Bericht)
* Mir fällt gerade tatsächlich nichts ein. Ich hab zur Abwechslung ein paar von ihren Sachen kaputt gemacht (versehentlich versteht sich)🤪🤷‍♀️

Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti Old GreyGun • Allevamento Cane Lupo Cecoslovacco ENCI & FCI , geb. 14.06.2020

# Erfahrungsbericht: Leben mit TWH
## Teil 15 - TWH-FAQ

Seit dem ich Ende Juli meine Arbeitsstelle gewechselt habe und Ona nun regelmäßig mit auf Arbeit, ein Hunde- und Katzenfachgeschäft mit Schwerpunkt auf Rohfutter, nehmen darf bekomme ich definitiv öfter als bei normalen Spaziergängen Fragen zu dem Zusammenleben gestellt. Auf ein paar möchte ich nun eingehen, bzw. hier meine Antworten und Meinungen abgeben.
1. **Ein Wolfhund? Die ist bestimmt besonders wölfisch, oder?**
Ganz ehrlich keine Ahnung! Ich habe hier und da Wölfe in Gefangenschaft gesehen, einige Bücher gelesen und auch mal einen Wolf gestreichelt, aber ich kann nicht sagen, ob das Verhalten meines Hundes nun besonders wölfisch ist. Genau genommen, macht Ona nichts was ein anderer Hund nicht auch tun würde. Da ist nichts, wo ich sage :Aha, das ist jetzt der Wolf, der aus ihr spricht. Vielleicht ist dem auch so, weil ich eben nicht aktiv versuche das Wildtier in Ona zu suchen. 
1. **Wie sind die denn so vom Charakter?**
Bei der Frage muss ich immer grinsen und sage "Extrem". Ona tut nichts was ein normaler Hund nicht auch tun würde, aber sie macht es halt extrem. Mit Vollblut dabei oder es interessiert überhaupt nicht, absolute Freude (bei uns zum Glück die Regel) oder absolute Abneigung bzw. wird ignoriert bis sich die Balken biegen (oder so), absolut stumm oder so laut Heulen, dass die ganze Nachbarschaft es hört."Normal" gibt es nicht, zumindestens bei Ona. Wir arbeiten schwer daran, aber sie wird nie der Hund sein, der "irgendwo mitschwimmt". (Und auch wenn es anstrengend ist und ich mich vermutlich am meisten darüber beschwere, ist es genau das was ich so liebe)

1. **Ist bestimmt schwer in der Erziehung oder?**
Hier stellt sich die Frage, was man von Hund verlangt und wie man den Begriff "Erziehung" definiert. Das Einzige was die Erziehung eines TWHs schwer macht ist seine enorme soziale Intelligenz, ansonsten sehe ich bei der Erziehung zum Alltagsbegleiter keine drastischen Unterschiede. Baustellen und Hürden findet man in der Erziehung jedes Hundes jeder Rasse. Ich bin sogar der Meinung der TWH  möchte erzogen werden, weil er aber so sozial intelligent ist, hinterfragt er die Regeln, aber eben nicht aus Aufsässigkeit, sondern weil er sie verstehen möchte. Wenn man da sich aber dem Hund gegenüber klar und vertrauenswürdig präsentiert, sehe ich keine langfristigen Probleme (Vorsicht! Theorie leichter als die Praxis😜). Setzt man jedoch  Erziehung und (Trick-)Training gleich setzt, dann ist es definitv so das man eher an seine Grenzen stößt, eben weil die Rasse eigenständige Denker sind. Aber auch da ist mit Schweiß und kreativen Umdenken einiges möglich (was immer wieder bewiesen wird), aber es ist tatsächlich etwas schwieriger als bei anderen Rassen, vor allem wenn es Spezialisten für den Bereich sind.

1. **Ich wollte schon immer einen, aber ich trau es mir nicht zu. Wie machen sie das mit *beliebiges Vorurteil der Rasse einfügen?**
Jedem Topf sein Deckelchen. Entweder es passt oder es passt nicht. Und selbst wenn es nicht passt, kann man überlegen ob sich der Aufwand lohnt, das es passend gemacht wird. Der TWH hat auf jeden Fall seine Schwachstellen und gerade dort sollte man die Balance von wenig Erwartung, aber daran arbeiten wollen genau wahren. Weil die Rasse schwer alleine bleiben kann, muss ich von anfang an gezielt und im angepassten Tempo das Alleine-Bleiben üben, grundsätzlich sollte es aber egal sein, ob er es kann, weil man genug Alternativen hat. (Etwas wo wir tatsächlich keine Glanzleistung erbracht haben. Bei allem anderen kann man sehen wo der Weg hin führt, aber beim Alleine-Bleiben habe ich wirklich ein paar blöde Zacken eingebaut, die man gescheit hätte umgehen können!)

1. **Sie haben Haus und Garten? Aha, ganz ehrlich mit einer Wohnung hätten sie so einen Hund nicht oder?**
Lustigerweise ist es bei mir ja umgekehrt, nicht weil ich in Haus und Garten wohne, konnte ich mir einen TWH holen, sondern weil ich einen TWH wollte bin ich bevorzugt in ein Haus mit Garten gezogen. Aber das war persönliche Präferenz. Man kann mit einem TWH auch in einer 20 qm Wohnung leben, solange da ein Rückszugsort für den Hund Platz hat. Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Bei einer Wohnung sehe ich da hauptsächlich die erhöhte Anstrengung für die Stubenreinheit, vorallem wenn man städtisch wohnt und die nächste Grünwiese nicht direkt vor der Türe ist und eventuelle Heultiraden, wenn das Alleinebleiben nicht sitzt. 
Ona bringt Haus und Garten genau genommen gar nichts. Im Haus hat sie fixe Liegeplätze und im Garten ist Löseverbot. Also bis auf ein paar Spielerunden im Garten sind es für sie vermutlich mehr Regeln, als wenn sie in einer kleinen überschaulichen Wohnung mit uns zusammenleben würde.

Abschließend denke ich ist der TWH ein perfekter Hund für Menschen, die an sich selbst arbeiten und wachsen wollen. Fehler werden direkt aufgezeigt, Unstimmigkeiten direkt kommuniziert, das muss man abkönnen. Auch bin ich übrigens der Überzeugung, dass nicht nur 80% der TWH nicht richtig alleine bleiben können, sondern dass 80% aller Hunde damit Probleme haben. Allerdings ist dann nicht die Couch geschreddert, sondern der Hund hat einfach nur still in sich hinein gelitten,  weil die Art der Frustbewältigung eine andere ist. Auch stehen TWHs mit dem Leinenpöbeln nicht alleine da (die Motivation des "Warum" mal außen vor), sehe ich bei Spaziergänge auch so viele Hunde feixend in der Leine. Aber wenn 5kilo den Macker raushängen lassen ist das lustig, während es bei 30 kg aufwärts gefährlich werden kann. Und ich könnte diese Liste weiterführen... 
Beim TWH bekommt man sowas halt ungeschönt und direkt aufgetischt und man MUSS agieren, weil man sonst ernsthafte Probleme bekommt. Der TWH kann auch nicht so sehr seine Bedürfnisse herunter schrauben und funktionieren, obwohl er am laufenden Band übergangen wird. Der zieht da vorher die Reißleine. Und weil wir so eine klare und ehrliche Kommunikation in unserer Gesellschaft nicht mehr gewohnt sind (ich meine, wie oft wird von uns verlangt, dass wir funktionieren,obwohl unsere Bedürfnisse absolut ausser acht gelassen werden), gilt der TWH als schwierig. (Ich merke auch selbst, dass mir Onas Erzeihung in Gegenwart anderer viel schwerer fällt, weil man ja gefallen möchte. Das ist gerade etwas, was mir Ona Stück für Stück austreibt und mich stattdessen mehr Selbstbewusstsein, Selbsteinschätzung und auch Selbstwertschätzung lehrt.😄) Es ist anstrengend und Persönlichkeitsarbeit auf höchsten Niveau, aber wenn man dazu bereit ist, eine wunderbare Erfahung und Mehrwert für einen Selbst das Leben mit so einem Tier zu teilen.

## Zusammenfassend:

**Was Ona kann**:
* Eine wunderbare Reisebegleitung sein
* Sehr genial bei Shootings sein und auch sonst, aber bei Shootings fällt es mir immer besonders auf. Egal wo, egal wie, die Bohne abgeleint irgendwo stehen/sitzen/liegen lassen ist für sie gar kein Problem und das trotz einiger anderer Mensch und unter Umständen auch Hunden und recht vielen auslösenden Kameras.
* Hundespaziergänge machen ziemlich Spaß mit ihr. Sie hat jetzt schon mehrfach, obwohl sie ein motivierter Junghund ist, einigen mit großen Hunden unsicheren Hunden beweisen können, dass zumindest sie als großer Hund voll ok ist. 
* Sehr, sehr lieb und vorsichtig mit Gastgeberkatzen umgehen.😻

**Was Ona zwischenzeitlich vergisst, weil Bingokugeln im Kopf rollen**:
* Manchml hat sie Tage (meist denen, bei denen wir beide zum Frust neigen) wo sie ALLES anjagen muss. Oh ein Blatt, oh eine Katze, oh hier , oh da! 
* Ahhhh da ist meine beste Freundin! Ich kann gar nicht mehr denken! Liiiieeebe! Bei jedem anderen Hund ist sie noch irgendwo ansprechbar, aber bei ihrer SWH-Freundin sind die Ohren auf Durchzug.
* Bei Hunden auf Entfernung werden gerade die Ärmel hochgekrempelt und die Nackenhaare hochgestellt. Wenn ich ihr wie immer sage, dass es unnötig ist, zuckt sie mit den Schultern und geht normal weiter. Sie muss es halt wirklich ausprobieren.

**Was Frauchen gelernt hat:**
* Nicht, dass sie es vorher nicht schon gewusst hätte, aber es wird ihr immer bewusster: Der Souveräne ist nicht der Laute.
* Bei plötzlichen Hundebegnungen muss ich noch lernen sie besser zu schützen und ihren Individualraum zu halten (dadurch, dass ich da ein paar mal gepatzt habe, fängt sie nun gerade vermehrt mit dem Nackenfell an). Ich schaffe es immer zu managen, dass der andere hund sie nicht berührt, aber für ihren Geschmack kommt der ein oder andere uns zu nah. Da muss ich an beiden Seiten arbeiten, um einen an ihrer Toleranz, zum anderen an mir rechtzeitig zu blocken.

**Aktuelle Baustellen:**
* Rückruf (ein Never-Ending-Thema bei uns gefühlt, weil ichs immer irgendwo vermurkse)
* Alleine Bleiben (gleiche Beegründung wie eins drüber)

**Bisher zerstört ist: **(seit dem letzten Bericht)
* Wahrscheinlich meinen Laptop. Zumindest ist sie drauf rumgelatscht und kurz drauf war er tod und all seine Daten auch (die konnten aber zum Glück gerettet werden)
* Nicht zerstört, aber geklaut: Sie hat als wir zu Besuch waren ein Katzenspielzeug geklaut und in meiner Tasche versteckt und als wir dann zuhause waren, aus meiner Tasche heraus gesucht. Ich musste so lachen, als ich nicht wusste, warum sie unbedingt in meine Tasche wollte und dann stolz wie Oskar mir das Katzenspielzeug präsentiert hat 😂

Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti Old GreyGun • Allevamento Cane Lupo Cecoslovacco ENCI & FCI , geb. 14.06.2020 — mit Julien Peters.

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 16 - FREIHEIT UND EINHEIT

Puh, die letzten Tage waren ordentlich intensiv mit einigen Hoch und Tiefs und dazu kommt Weihnachten auch immer überraschend jedes Jahr in der gleichen Jahreszeit. Daher hat mein Bericht auch etwas mehr Verspätung als gewohnt. 🤫

Momentan machen Ona und wir nochmal eine Entwicklung in unserer Beziehung durch bei der wir alle nochmal schauen in welcher Rolle wir zusammen leben. Dadurch, dass sie in den letzten Wochen echt super war, bzw. wesentlich besser als zu ihren Hormonschubzeiten in September und Oktober😜, haben wir ihr mehr Freiheiten zugestanden. Wer sich benehmen kann, bekommt mehr Freiheiten. So durfte sie auch oben in der WG mit auf die Couch, hatte mehr Freilaufmomente und durfte sich auch sonst im Haus freier Bewegen. Allerdings durften wir ganz klar feststellen, dass zu viele Freiheiten Ona (noch?) belasten und uns auch. 🤷‍♀️

Für Ona ist es unglaublich schwer abzutrennen, wo sie mehr Freiheiten hat und wo noch die Grenzen sind. So scheint sie frei nach dem Motto "Man reicht ihr den kleinen Finger und sie nimmt die ganze Hand" zu agieren. Dabei macht sie das keines Wegs aus "böser" Absicht, sondern rein aus Opportunismus. Wenn zuhause auf der Couch liegen ok ist, dann kann ich das auch zu Besuch machen. Wenn ich mehr Freilauf bekomme und mit der besten Hundekumpeline fetzen darf, dann kann ich doch bestimmt auch den fremden Hund in 300m Entfernung begrüßen gehen. Wenn ich mich im Haus ohne Aufsicht bewegen darf, kann ich bestimmt auch in die Tabuzonen (z.B. obere Etage des Hauses oder Zimmer der Mitbewohner) gehen. 🤓

Und auch wir müssen mit den erweiternden Freiheiten für Ona auf uns achten, denn es kommt dadurch schnell zu einer erhöhten Erwartungshaltung, denen der Hund noch nicht entspricht. Jetzt klappt Ruhen auf der Arbeit so gut, dann kann sie auch entspannt mit auf Besuch, wo sie ohne Leine frei alle Räume offen hat, aber gezielt nur auf ihrer Decke bleiben soll. Mir ist bewusst, dass sie das nicht gut kann. Auf Arbeit ist sie zeitweise mehrmals die Woche mit immer den gleichen Ritualen, zu Besuch sind wir einmal im Monat wenn übehaupt, in immer anderen Wohnung und Menschen.  Dennoch macht sie es ganz toll! Aber sie braucht halt ihre Zeit um herunter zu fahren, fragt immer mal wieder nach, ob sie nicht doch auf die viel bequemer aussehende Couch darf 😉 und ist auch viel wachsamer wenn einer von uns den Raum verlässt, nicht dass sie vergessen wird😱! Und dennoch obwohl mir das bewusst ist, erwische ich mich an persönlich schlechteren Tagen dabei in Grundzügen enttäuscht zu sein, dass das ncoh nicht so gut klappt. Wir haben schließlich so viel Zeit in Ruheübungen von Anfang angesteckt. 

Mit ein Nebeneffekt der Freiheiten sind ein lockerer Umgang in den Formalitäten. Haben wir am Anfang wirklich strikt an mindest eine kurze Ruheeinheit in Spaziergängen gehalten, haben wir diese stark abgebaut, mit dem Effekt, dass Ona wieder länger braucht um zur Ruhe zu kommen. Also wird es zukünftig mehr Abschalttraining geben. Auch Frustrationstoleranz ist in der letzten Zeit viel zu kurz gekommen, wodurch sie gerade leichter zu Frust neigt. Ebenso hatte sie ihre Spielzeuge zur freien Verfügung und wir haben weniger mit fixem Kommando gespielt, sondern eher nach Lust-und-Laune-Prinzip, dadurch habe ich mir ihren Apport gerade etwas madig gemacht, weil Spielzeug und Spielen mit Frauchen alltägllich ist und kein "Highlight" mehr, weshalb dann also ordentlich apportieren?! 

Wir nehmen uns nun vor nun mit Ona viel feinfühliger an Freiheiten zu gehen, weil sie sie zu einem gewissen Punkt auch überfordern und sie dann maßlos übertreibt. Wir hatten vor ein paar Wochen sogar den Fall, dass sie einige Tage richtig Ona-untypisch sehr vorsichtig und unsicher war, auch uns gegenüber. Als wir dann angefangen haben uns wieder ans "alte Protokoll" zu halten, wurde es erheblich besser. Es ist eigentlich paradox, dass das strenge Halten an fixe Regeln unterm Strich so viel Entspannter ist als eine Laissez-faire-Einstellung. 

ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Sehr klar kommunizieren, was sie gerade will oder nicht.😎

• Uns immer ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.🥰

• Kuscheln wie ein Weltmeister🥰

• Eine immer bessere Ansprechbarkeit haben, auch wenn es mal mehr Freiheiten gibt🤓

• Unseren Tannenbaum stehen lassen (habe es gehofft, aber mit allem gerechnet)🥳



Was Ona zwischenzeitlich vergisst, weil Bingokugeln im Kopf rollen:

• Ein Augentier vor dem Herrn sein! Oh da bewegt sich was Kleines schnell! Ich MUSS es beobachten und kann nicht aus dem Tunnel raus!

• Ich liebe diesen (zeitweise fremden) Hund oder Menschen soooo sehr. Ich habe Liiiiiieeeeebeee in meinem ganzen Körper. *Herzchenstreu💓💓💓

• OMG! Das Garagentor ist eine Guillotine! (Aber nur zu bestimmten Anlässen, ansonsten ist es ganz normal)



Was Frauchen gelernt hat:

• Ich darf definitiv noch lernen meine eigenen Emotionen und Hormone besser in den Griff zu bekommen!An manchen Tagen fällt es mir wirklich schwer nicht unfair zu ihr zu sein.

• Reflektion über mein Verhalten und Onas Verhalten. Denn irgendeiner von uns spiegelt irgendwie immer den anderen... Es ist wirklich toll gesagt zu bekommen, was man gerade für einen Quark baut, aber manchmal will man es einfach nicht wissen 😂😅

• Fixe Regeln sind auf Dauer energieschonender, auch wenn sie in akuten Momenten anstrengend sind durch zusetzen (vorallem in Kombination mit äußeren Einflüssen, hauptsächlich anderen Menschen)🤭🤫

Aktuelle Baustellen:

• Nicht akut den Kopf verlieren, weil man gerade etwas ganz toll oder gruselig findet.

• Ruheübungen😴

• Apportieren

• Unterordnung



Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• Mein Akkupressurkissen

• Einige Spielzeuge

• Meine Eisentablettenverpackung, die Eisentabletten hat sie zum Glück nur feinsäuberlich im ganzen Zimmer verteilt



Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti Old GreyGun • Allevamento Cane Lupo Cecoslovacco ENCI & FCI , geb. 14.06.2020

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 17 - BOHNEN, ERBSEN UND IHRE "NEBENWIRKUNGEN"

Im September und Oktober war ich mir sehr sicher gewesen, dass es bei Ona nicht mehr lange dauert, dass sie läufig wird. Äußere Geschlechtsorgane haben alle mit dem wachsen angefangen, das "Rüdenlabor" fing an großes Interesse an ihr zu bezeugen und auch markieren wurde plötzlich interessant. Und dann war es Ende Oktober/Anfang November und sie stellte nahezu von heute auf morgen alles ein. Die Geschlechtsorgane sind nicht mehr auf "Kindergröße" zurückgeschrumpft und manchmal ist markieren noch spannend, aber sonst deutet nichts auf eine bevorstehende Läufigkeit mehr hin. 🤷‍♀️

Ich hatte mich gerade schon gefreut und gewundert, dass wir doch etwas mehr Zeit haben, als ihr Verhalten mir gegenüber sehr innig wurde. Ona liegt grundsätzlich gerne Kontakt, aber plötzlich musste sie direkt auf mir liegen und immer in meiner Nähe sein. Und dann hatte ich eine Vermutung und ein positiver Test brachte Klarheit. Eine kleine Erbse kündigte sich an. 🍀

(Das kann natürlich auch Zufall sein, aber es ist schon ein spannedner Zufall 🤪)

Ich wusste ja, dass Ona feinfühlig ist, aber dass ihr Maß an Feinfühligkeit derart groß ist, damit habe ich nie gerechnet.❤️ Tja, und genau diese Feinfühligkeit machte es uns dann als meine Hormon- und Symptomkiste losging recht schwer. Mein Hund in einer Pubertät und ich mit plötzlich krassen Emotionschwankungen ausgestattet war keine gute Kombi für unsere Vertrauensstruktur, weil keiner mehr Puffer hatte den anderen "zuertragen". Das haben wir dann sogar soweit auf die Spitze getrieben, dass ich so einen unvermittelten Emotionsausbruch hatte (vielleicht waren es auch zwei, drei), dass Ona sehr unsicher in meiner Nähe reagiert hat und immer mit einer neuen Emotionalität gerechnet hat. Das war bis jetzt ein ganzes Stück Arbeit wieder Vertrauen aufzubauen und da sind wir bei weitem noch nicht aus dem Gröbsten draußen, aber es wird jeden Tag besser zumal sich auch bei mir die Hormone wieder eingespielt haben. 😌 (Also eingespielt 😂 ich komme jetzt besser damit klar)

Ansonsten hat unsere derartige Situation auch Vorteile, ewig viele Kuschelheiten über Tag bei Mittagsschläfchen und in der Nacht, denn Ona besteht darauf in meiner Nähe zu schlafen und im besten Fall direkt auf meinem Bauch. Da schwitzen bzw. hecheln wir dann um die Wette, aber keiner von uns will seine Position aufgeben, weil es viel zu schön ist. Auch haben mich Kurzatmigkeit und Schwindelattacken von alleine dazu gebracht, bei Spaziergängen zu entschleunigen und einfach mal Pausen einzubauen. 🙃

ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Immer besser apportieren. Es ist noch ein langer Weg, aber es sind eindeutig Steigerungen sichtbar 🥳

• Einfach ein Herzblatt sein💓. Manchmal denke ich zwar ich hätte wieder nen halbjährigen Jungspund an der Leine und einfach ein Jahr lang gar nichts mit ihr trainiert, und wenn ich dann aber ehrlich bin funktionieren so viele Sachen schon so viel besser, bzw. sind auch so viele Sachen schon selbstverständlich im Alltag integriert, an denen ich vor einem Jahr noch verzweifelt wäre. Und sie aht auch grundsätzlich einfach einen zuckersüßen Charakter.

• Ein tolles Sozialverhalten zeigen, egal welcher Hund, welcher Rasse/Mischung, sie adaptiert ihr Verhalten an ihr gegenüber ohne sich dabei selbst zu verstellen. Ist immer wieder spannend zu beobachten.🥰

• Bis auf starke Ablenkungen und Bingokugeltage macht sie den Rückruf sehr zuverlässig. Noch etwas weiter ausbauen und in drei Jahren klappt es dann perfekt.🤣



Was Ona zwischenzeitlich vergisst, weil Bingokugeln im Kopf rollen:

• Wenn man sie festhält und einen freilaufenden Hund wegschickt, meint sie gerade den Werwolf auspacken zu müssen🤦‍♀️. Da müssen wir aufpassen und ihr nochmal erklären, das Wegschicken unsere Aufgabe ist. Sonst ist sie nach wie vor sehr verträglich, es ist wirklich nur wenn wir sie körperlich zurückhalten, dass sie anfängt im Bass zu grummeln.

• Wenn die Frustrationsgrenze ausgereizt ist, ist sie ausgereizt und die Synapsen durch. Eh, klar, aber super anstrengend, wenn dein Hund bei einem Fotoshooting dauernd die anderen geshooteten Hunde begrüßen geht. Sie kann es eigentlich, aber der Tag war sehr mühsam und von mir echt vermeidbar.



Was Frauchen gelernt hat:

• Hormone sind kacke. Zumindest, wenn sie dich in einer Welle überrollen😬

• Ansprüche kann man wirklich aufs Minimum herunterschrauben, bei sich und beimm Hund. Hat aber keiner gesagt, dass das einfach ist.🍀

• Auch wenn man ordentlich Mist in der Erziehung gebaut hat, kann man das durch Geduld und Empathie wieder gerade beigen, dauert halt länger als wenn man den Mist nicht gebaut hätte, aber es geht.🍀



Aktuelle Baustellen:

• Fokus und Radius halten

• Bollerwagen-Training 

• Rückruftraining



Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• Ihre Weihnachtsgeschenke bis auf den schwarzen Kong-Knochen, der hätte mich aber auch gewundert😅

• Ihre Zahnputztube hat ein Loch 

• Unsere Bepanthentube hat ein Loch



Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti Old GreyGun Kennel ENCI FCI , geb. 14.06.2020

Bild: Schnappschildkröte Ona mit Saarloos Wolfhündin Beren 

ERFAHRUNGSBERICHT: LEBEN MIT TWH

TEIL 18 - SPEZIALHUNDE

Stellt euch vor ihr trefft euch mit der besten Hundekumpeline von eurem Hund samt Besitzer und habt einen schönen Tag. Ihr nehmt Rücksicht auf andere Menschen und Hunde-Teams und schaut dass ihr niemanden stört. Zum Abschluss übt ihr mit euren Hunden an der Leine noch etwas auf Baumstämmen, hinter euch macht eine Dame dasselbe auch mit ihren angeleinten Hunden. Bis jetzt ist es super entspannt, jedoch ziehen am anderen Ende des Weges dunkle Wolken auf in Form von zwei unangeleinten Labrador Retrievern. Während meine Freundin das Unheil das da schwanzwedelnd auf uns zu kommt schon wittert, bin ich noch guter Dinge. Meine Althündin Fine hatte auch so gut wie nie eine Leine an, aber die wusste auch, dass Hundekontakt ohne Erlaubnis tabu waren. Tja, das hier war aber nicht Fine und es  wurde weder sich bemüht, dass die Hunde zurückgerufen wurden oder an uns vorbei gelenkt werden. Erst auf meine Bitte, dass ich keinen Kontakt an der Leine möchte und der Hund bitte von uns ferngehalten wird, kam ein halbherziges Rückrufsignal vom Besitzer, das vorallem bei seinem jüngeren Hund ins eine Ohr rein und beim anderen raus ist. Also blieb mir nichts über als zu blocken. Ona meinte mir dabei alters- aber vielleicht auch schwangerschaftsbedingt helfen zu müssen in dem sie ihren V8-Motor angeschmissen hat. Da stand ich also den fremden Hund blocken und gleichzeitig meinem Hund erklären, dass er mich nicht beschützen braucht. Hat auch funktioniert, war aber unnötiger Stress. Labrador zwei war ein älteres Kaliber und leichter zu blocken. Der Besitzer ist übrigens seelenruhig weiter und war sich keiner Schuld bewusst. Als er dann bei der Dame hinter uns ankam, wo deren angeleinten und seine nicht angeleinten Hunde sich begrüßen durften, kam dann die Frage "Was waren das denn für Spezialhunde?!" 

Ganz ehrlich mir ist innerlich die Hutschnur geplatzt und das Schlimme ist durch das bessere Wetter habe ich gerade täglich mit solchen Hundebegegnungen zu kämpfen. Gassi gehen mit Hund macht gerade keinen Spaß. Und ich weiß, dass es jedem so geht, der sich um die Erziehung seines Hundes bemüht, aber es ist einfach nur mühsam, da dann vorallem mit Wolfhund direkt Klischees aufgefahren werden. "Ach jetzt seh ichs ist ein Wolfhund. Ich sollte zurückrufen, weil er so aggressiv ist, oder?" "Warum darf mein Hund nicht zu Ihrem? Der sieht doch toll aus" "Komm Pfiffi, da vorne ist die böse Frau, die ihren Hund nicht spielen lässt" "Sie könnten doch ihr Training doch kurz unterbrechen, damit die zwei spielen können!" 

Und es ist bei weitem auch nicht ganz ungefährlich mit großem Hund. Was passiert, wenn die Hunde sich nicht leiden können und es zu einer Beißerei kommt, oder meine Große vielleicht versehentlich einem kleinen Hund wehtut, weil sie sich an der Leine nicht gescheit bewegen konnte? Was wenn ich meine ableine, aber genau in dem Moment, weil es eine ungüstige Stelle kommt ein besonders junger oder alter Mensch läuft und umgerannt wird. So viele Gefahrenquellen bei unkontrolliertem Kontakt- und die Leute sehen es leider nicht ein.

Und dadurch, dass ich bei freilaufenden Hund, die in uns reinbrettern, durchaus genervt bin, fängt Ona mittlerweile auch an ihren V8 auszupacken. Normale Hundekreuzungen an der Leine gar kein Thema, aber bei unangeleinten Hunden überträgt sich meine Stimmung auf sie extrem schnell.  Wir arbeiten daran, dass das eine Aufgabe ist, die sie nicht zu erfüllen hat, aber gerade hat es sich in die Liste der Baustellen eingefügt; Grunsätzlich Sozialverträglich, außer Frauchen blockt. Vielleicht meinte das auch der Herr mit Spezialhund, das Ona ein ganz spezielles Feingefühl für Stimmungen hat, denn das hat sie auf jeden Fall. 

(Noch ein kleiner Zusatz,  ich habe kein Problem, wenn ein Hund ohne Leine oder auch mit in uns hereinbrettert und Frauchen oder Herrchen andüsen und sich entschuldigen. Ist doof aber kein Weltuntergang. Die Situation hatte ich selbst auch schon und sowas kann immer passieren. Wichtig ist dabei aber Kommunikation und Respekt und das fehlt mir gerade bei den meisten Begegnungen) 


ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Langsam, aber sicher macht der Rückruf Fortschritte. Ich gehe immernoch nicht davon aus, dass sie vor ihrem dritten vielleicht auch fünften Lebensjahr perfekt abrufbar ist, aber sie macht gerade gute Fortschritte in die richtige Richtung.

• Verkuschelt sein. 

• So menschenfreundlich und offen sein, dass sie damit jeden um den Finger wickelt

• bei einer Verhaltensstudie an der Vetmed alle zum Lachen bringen, weil sie so süß ist

Was Ona zwischenzeitlich vergisst, weil Bingokugeln im Kopf rollen:

• Ich muss bei Ona ganz bewusstes Druck- und Stressmanagement machen. Ist sie überfordert, legt sie die Schalter um und ich hab gefühlt nen vorpubertären Junghund an der Leine, mit dem noch nie gearbeitet wurde und eigentlich nur wie ein Flummi durch die Gegend springen kann.

Was Frauchen gelernt hat:

• In der Ruhe liegt die Kraft. Auch wenn ich irgendwann wieder etwas Druck einbringen werde, weil ich eine gewissen Druck- und Stressresisitenz wichtig finde, gehen wir es gerade sehr gemütlich und ich schaue was Ona mir anbietet und arbeite damit. 

• Körpersprachlich anderen Hundehaltern vermitteln, dass man keinen Kontakt möchte und zur Not auch einfach rechtzeitig bescheid zugeben, dass man keinen Kontakt will

• Richtig erfinderisch sein im Finden von Gründen, warum man keinen Kontakt will, weil man keinen Bock auf die Diskussion hat, dass Nein einfach nein ist.

Aktuelle Baustellen:

• Altlasten aufbügeln

• Fokus und Radius halten

• Bollerwagen-Training

• Rückruftraining

• Lernen, dass sie nicht zu beschützen hat

Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• Mir fällt spontan mal wieder nichts ein 

Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti Old GreyGun Kennel ENCI FCI , geb. 14.06.2020

Bild: Ona mit ihrem neuen Leinenset, dass auch wirklich niemand sagt er hättte nicht gesehen, dass sie angeleint ist

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 19 - DER SESAMSTRASSENHUND

Wer? Wie? Was?

Wieso? Weshalb? Warum?

Wer nicht fragt, bleibt dumm

🎶🎶🎶🎶🎶🎶

Dieses nette Lied aus der Sesamstraße beschreibt das Zusammenleben mit Ona eigentlich ziemlich perfekt, weshalb ich ganz gerne auf die Frage "Wie ist sie denn so?" antworte "Wie ein Sesamstraßenhund". Und damit sind die Leute genauso verwirrt wie ich mit der Frage. (Mal ganz ehrlich was will man denn mit der Frage erreichen? Ich weiß nie was ich darauf antworten soll 😅 Manchmal antworte ich philosophisch mit der Gegenfrage "Wie ist denn so ein Hund?")

Tatsächlich erklärt die Sesamstraße das Zusammenleben ziemlich gut, zumindest aktuell. Alles muss hinterfragt werden, alles muss erforscht werden und die ganze verrückte Bande der Sesamstraßen-Bewohner sind ebenfalls in ihrem Pubertäts-bunte-Knete-Hirn vertreten. Wie mit etwa 9 und 15 Monaten ist Ona nun mit 21 Monaten mal wieder in einem Hormon hoch angekommen und recht lustig unterwegs. Aber auch wenn die Phasen anstrengend sind, merke ich, dass ich immer besser damit klar komme und ihr lächelnd zu schaue und denke "die Jugend....". Ich hoffe diese Entspanntheit kommt nicht nur durch die Schwangerschaftshormone, sondern bleibt mir auch nach der Schwangerschaft erhalten 🤪

Vielleicht ist es der Frühling, vielleicht überlegt sie doch mal läufig zu werden, vielleicht ist es meine voran schreitende Schwangerschaft, vielleicht ist es auch einfach ein nächster Schritt in ihrem Erwachsenwerden, vielleicht ist es auch alles zusammen, aber gerade sind andere Hunde super spannend und sie zeigt erste Ansätze zum Leinenpöbeln. Die werden natürlich nicht akzeptiert und sie lässt sich wirklich gut lenken, aber sie reagiert definitiv nicht mehr rein freundlich, sondern auf eine etwas rüpelige Art um herauszufinden, wo sie gerade steht. Also selten dass sie wirklich ihren V8-Motor anwirft, der kommt meist nur zum Einsatz, wenn sie sich über eine plötzlich unbarsche Ansprache eines anderen Hundes erschrickt, aber sie muss allen ihre schönste Sichelrute und höchsten Kamm im ganzen Revier bezeugen. Sie hat jetzt auch schon zwei mal am Baum gestanden und wie ein Rüde das Bein gehoben und markiert. Als ich das gesehen habe, dachte ich, ich täusche mich 😂 

Ansonsten hat sie hier und da Probleme mit dem Fokus, weil die alte Welt plötzlich wieder neu ist. Anscheinend gibt es gerade so viele spannende Gerüche in der Welt zu beschnüffeln und exotische Tiere (Amseln, Eichhörnchen, die ersten Bienen), die sie ganz bestimmt noch nie in ihrem Leben gesehen hat und immer erst wie angewurzelt beobachten muss, bevor sie wieder in die Realität kommt 🤪

Und obwohl so viel sich bei ihr ändert, komme ich so gut klar mit ihr wie gefühlt noch nie. Ich weiß sie einzuschätzen und sie mich. Wir sind noch immer kein perfektes Team, aber wenn es so weiter geht kommt es schneller in greifbare Nähe als erwartet. Ich muss aber auch dazusagen, dass ich mich bewusst gegen Druck und Zwang entschieden habe. Und damit meine ich hauptsächlich den Druck und Zwang, den ich mir auferlegt habe (und damit auch an Ona weiter gegeben habe). Ich bin nun im Umgang mit ihr und mir noch selbstreflekierter geworden und entspannter. Wir lassen uns die Zeit, die wir brauchen und gut ist. Danach habe ich zwar grundsätzlich versucht zu leben, aber bin doch immer wieder in die Ich-will-der-Gesellschaft-gefallen-und-möglichst-wenig-auffallen-Schiene gerutscht. Passiert, wird auch immer mal wieder passieren, aber ich bin mir der Gefahr bewusster.

ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Ein mega Begleithund sein (von den manchmal vorkommenden Pöbelversuchen mak abgesehen)

• Wenn nicht absolute Bingokugeltage sind, ist ihr Rückruf wirkllich zufriedenstellend

Was Ona zwischenzeitlich vergisst, weil Bingokugeln im Kopf rollen:

• Den Kopf verlieren, wenn andere Hunde in Sicht sind. Bei allem was Agouti-Farben, wolfhundähnlich ist, vor Freude, bei den anderen übt sie sich im Posen.

• Alles was sich bewegt muss mit großen Augen beobachtet werden.

Was Frauchen gelernt hat:

• Selbstreflektion. Ich bin eigentlich eh schon sehr selbstreflektiv, aber ich gebe mir gerade viel Mühe noch mehr jeder meiner Schritte zu überdenken, ohnd dabei zu verkopfen.

• Geduld mit mir, Geduld mit Ona und Geduld mit anderen Menschen.

Aktuelle Baustellen:

• Bollerwagentraining

• Oldie: Rückruftraining

• Die Emotionen besser zügeln bei anderen Hunden

Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• Körperpuderflasche im Bett zerbissen und Frau Holle gespielt

Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti Old GreyGun Kennel ENCI FCI, geb. 14.06.2020

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 20 - ZWEIFEL

Die letzte Zeit war stark vom Zwiepalt gegenüber Ona und der Rasse geprägt. Ich habe mich relativ häufig dabei erwischt, die Vor- und Nachteile, die Ona und damit auch der TWH mit sich bringt, gegeneinander abzuwägen. Auslöser dafür war zum einen, dass ich mich relativ viel mit den Abgabegründen der Rasse auseinander gesetzt habe, Ona absolut im Frühlings- und Teenagermodus ist und ihr Hirn zeitweise Denkaussetzer hat, weil zu viele Emotionen im Hund sind und weil ich eine weitere Gesundheitsprüfung gemacht habe, die nicht ganz so verlief wie erwartet. 

Angefangen hat vieles damit, dass Verwandschaft von Ona (auf auch nicht schönste Weise) neu vermittelt wurde und ich viel, eigentlich zu viel Einblick hinter die Kulissen bekommen habe. 😕Vermittlungen sind nie schön, aber näher zu erleben, was das mit allen Beteiligten (Menschen wie dem Hund) macht, war erschreckend. Und dabei war ich nie persönlich dabei, sondern habe alles nur per Schriftverkehr und soziale Medien mitbekommen. Und wenn ich dann bedenke, dass ich nur ein Schicksal von etwa 25 (2021) bis über 50 (2018) Hunden miterlebt habe, die offiziell(!) in Deutschland pro Jahr vermittelt werden, hat mich das doch sehr nachdenklich gemacht. 😕
Parallel dazu setze ich mich gerade für ein Rasse-Projekt zusätzlich mit den klassischen "Problemen" und Abgabegründen auseinander und es ist spannend (im negativen oder neutralen wissenschaftlichen Sinne), dass Leute jedes Jahr überrascht sind, dass die Rasse extrem intelligent ist, vorallem sozial, sie es schwerer mit dem Alleine bleiben haben und dass sie auch sonst sozialmotivierter als andere Hunde sind, was sich gerne in Artgenossenunverträglichkeit o.Ä. zeigt. 🥸

Aber Leute, dass heißt weder, dass die Hunde gar nicht zu erziehen sind, bzw. das man es erst gar nicht versuchen muss sie zu erziehen, noch heißt es, das man besonders hart und streng den Hund erziehen muss. Das geht erfahrungsgemäß ziemlich nach hinten los. Das bedeutet im Groben nur, das die Erziehung komplexer ist und man viel auf individuelle Bedürfnisse eingehen muss und sich selbst und dem Tier ehrlich bleiben muss. Und ja das tut weh, denn TWH-Erziehung ist meines Erachtens hauptsächlich Persönlichkeitsarbeit, an einem selbst. 🤓

Und da wären wir auch schon an meiner aktuellen Baustelle mit Ona. Wir sind gerade in dem Alter, bzw. haben wir auch schon einige Phasen durch, in denen laut Statistik, die meisten Hunde abgegeben werden und ich kann es verstehen. Es ist super anstrengend. Kein Grund wirklich aufzugeben, denn ich weiß, die ersten drei bis fünf Jahre heißt es Zähne zusammen beißen und aneinander wachsen, aber man muss den Biss auch haben. Und da wäre es schön, wenn man sich die Frage, ob man das durchziehen kann, stellt, BEVOR der Hund einzieht😉 Sich "Schwäche" einzugestehen ist ein Zeichen echter Stärke!💪

Ona testet aktuell stark ihren Platz in der Welt aus. Nicht böshaft, aber direkt. "Was passiert, wenn ich nicht auf den Rückruf komme?" "Was passiert, wenn ich mich eigenständig aus dem Sitz löse?" "Was passiert, wenn ich die Regel nicht beachte, vorallem wenn Leute zu Besuch sind?" "Wie weit kann ich bei anderen Hunden gehen?" All das sind Fragen, die mein kleiner Sesamstraßenhund an die Welt stellt und mich ziemlich oft gefühlt "nackt" da stehen lässt, weil der Hund Aktionen bringt, die sie wirklich noch nie gemacht hat oder die eigentlich seit einem Jahr schon durchdiskutiert sind. Das ist absolut legitim und normal und altersentsprechend, aber es ist mühsam und anstrengend. 😮‍💨

Besonders schwierig ist dabei für mich gerade, dass Ona so auffällig ist. Mit dem "Wolf" an der Leine, beobachten dich die Leute vielmehr, als wenn du mit einem "Standard-Hund" durch die Stadt läufst und umso unangenehmer ist es, wenn der Hund nicht wie gewohnt der Bilderbuch-Hund ist, sondern Regeln testet. Mir ist es unangenehm, wenn Ona meint die Bürste zu stellen, wenn sie einen anderen Hund sieht, weil ich nicht in die Schiene "aggressiver Wolfhund" gesteckt werden will. Mir ist es unangenehm, wenn Ona etwas gruselig findet, weil ich nicht in die Schublade "ängstlicher Wolfhund" gesteckt werden will. Denn all das ist Ona eigentlich nicht, das sind nur blöde Momentaufnahmen, die einem mit jeden Hund passieren, aber mir ist es zuwider Futter für das eine oder andere Klischee zu geben.😝 Aber da muss ich durch, das gehört dazu. Dennoch wünsche ich mir manchmal wirklich ein braunes Fell mit Schlappohren an der Leine zu führen, statt Spitzohren und Wolfsgrauezeichnung. Mich hat die Bezeichnung "Wolf" schon immer gestört, aber ich merke wie mich der Ausdruck immer öfter sogar triggert. Warum kann die Rasse nicht einfach tschechoslowakischer Schäferhund heißen? Wäre angenehmer... 🤪

Zusätzlich hatte Ona Anfang April endlich ihre Röntgenuntersuchung und dabei kam raus, dass ihre Hüften nicht optimal sind. Das war für mich ein ordentlicher Schlag ins Gesicht. Auch wenn Ona mit einer leichten C-Hüfte kaum Einschränkungen in ihrem Leben haben wird mit ordentlichen Muskelaufbau, hat es mich doch ordentlich traurig gemacht, dass es nicht optimal ist. Wahrscheinlich einfach weil ich mir viel Mühe und Sorgfalt gegeben habe, einen durch und durch gesunden Hund zu bekommen und dass der Plan nun so nicht aufging. 

Das zweite Gefühl, dass nach der Enttäuschung aufkam, waren (Selbst)zweifel. Da ihre Geschwister, welche bisweilen geprüft wurden, alle gute Hüften haben, ging bei mir der Kopf los, sodass ich meine komplette Aufzucht von Ona auf den Kopf gestellt habe. Aber um ehrlich zu sein ich habe keine richtige Lücke im System gefunden. Ich habe Ona nach besten Wissen und Gewissen aufgezogen, sehr viel auf Qualitativhochwertiges und ausgewogenes Futter geachtet mit vielen Supplementen für gesundes Gelenkwachstum. Sie extra langsam wachsen lassen, sie viel getragen, bzw. bewusst und kontrolliert laufen lassen (bei Treppen z.B.). Ich habe möglichst den Fokus auf Ruhe und Entspannung gesetzt statt auf (zu hohe) körperliche Auslastung. Und dennoch ging der Plan nicht auf, aber vielleicht war ich auch zu vorsichtig und deswegen sind ihre Hüften nicht ordentlich ausgereift? Wer weiß? 🤷‍♀️

Ihre Hüften haben mich dann auch wieder über meine Rassewahl nachdenken lassen, denn auch wenn die Rasse ursprünglich ist und "gesunde Wolfsgene" in sich trägt, wie sie oft so nett verkauft wird, kann man den hohen Inzuchtskoeffizienten nicht wegwischen. Und wer sagt, dass nur der Schäfer genetische Probleme mitgebracht hat? (Ich weiß, das wird auch immer seltener behauptet, "der gesunde Wolf" steckt aber dennoch vielen Leuten im Kopf)

Es ist also alles gerade etwas schwierig. Man reißt sich in der Auswahl, Erziehung und Aufzucht das Bein aus und der Hund meint dennoch einen bloß zu stellen und gesundheitliche Einschränkungen haben zu müssen.🤪 Und ja es ist jammern auf hohen Niveau! Das ist mir bewusst. Ona ist unter Strich ein Goldschatz und alles, was ich mir gewünscht habe! Aber es wäre unfair zu verschweigen, dass es auch beim "Wunschkind" Momente gibt, wo man alles in Frage stellt und sich fragt, warum man sich nicht für den leichteren Weg/ Hundecharakter entschieden hat. Und es auch Tage gibt, wo man einfach keinen Bock auf den Hund hat, oder auf sich. 🙃

ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Extrem Umweltsicher sein!😎 Wir waren am Ostersonntag im Prater, wohl im Parkbereich, als auch auf dem Vergnügungspark und trotz engster Menschenmassen, vielen Hunden, Pferden und Gassigeführten Katzen und super lauter Musik ist sie da durch wie nix. Auch die Hundemesse, auf der wir waren, war kaum ein Thema für sie. Anstrengend ja, aber nicht mehr.💪

• Bis zu dem Punkt, wo sie müde wird, ist sie herrlich aufmerksam zu mir. Und ich erkenne immer besser, wann es für sie zu viel wird und eine Pause oder kurze Leine Sinn macht um sie zu entlasten. (Es sei denn wir zwei haben nen schlechten Tag)🙃

• Immer freundlich zu Menschen, egal was ist.🎉

Was Ona zwischenzeitlich vergisst, weil Bingokugeln im Kopf rollen:

• Vorallem, wenn ich nicht auf der Höhe bin, aufgeregt bin oder durch zum Beispiel Besuch abgelenkt bin, muss sie schauen, ob alle Regeln so gelten wie immer.🤓

• Bei anderen Hunden, vorallem Hündinnen, muss sie immer öfter ihren Status abchecken. Das sieht zeitweise gigantisch aus, ist für meinen Geschmack aber immer noch in einem guten Rahmen, aber natürlich greife ich ein.🤓

Was Frauchen gelernt hat:

• In der Ruhe liegt die Kraft und gut Ding will Weile haben.☺️

• Viele Baustellen, die wir aktuell haben sind selbst gemacht oder altersspezifisch. Ich muss mich also nicht wundern, nur reflektieren und dran arbeiten.🤷‍♀️💪

• Schlechte Tage sind normal und gehören dazu, aber sie nerven.😬

Aktuelle Baustellen:

• Der Oldie Rückruf, aber es wird stetig besser (wenn auch leicht sinotisch)

• Konsequent sein und bleiben, sei da was da wolle und dabei fair bleiben.

• Da ist noch einiges mehr, was nicht gut klappt. Aber gerade gilt das Motto back to the basics...

Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• Mir ist aufgefallen, dass eigentlich keine Tür im Haus mehr intakt ist 😅 Alle sind rund die Klinke und am Türrand verkratzt, weil Ona entweder mit den Pfoten oder mit den Zähnen die Türen öffnet 😅

• Ein Glas (da war die Freude im Schwanz zu groß)

• Ihre Spielzeuge, da haben ein paar gelitten und mussten erlöst werden.

Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti Old GreyGun Kennel ENCI FCI, geb. 14.06.2020

— mit Julien Peters.

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 21 - BOHNE AUF REISEN

Die Bohne hat nun ihren ersten richtigen Urlaub (mit Meer und so😉) hinter sich und ich muss sagen ich bin hellauf begeistert von diesem Hund! ❤️ Wir waren fast jede Nacht woanders, täglich meist drei Stopps gehabt und rund 300 km gefahren, immer neue Landschaften und Eindrücke und sie hat sich mit Bravour geschlagen! 

Ich hatte zu Anfang der Reise einige Bedenken, ob und wie das gut geht in 16 Tagen durch 11 Länder mit Hund und Baby im Bauch. Um meine Bedenken zu beruhigen, sind wir auch nur in EU-Ländern geblieben. Nächstes Jahr trauen wir uns dann in auch in nicht EU-Länder, da die Grenzen wirklich überhaupt kein Problem waren und ich von vielen jetzt schon gehört habe, dass Nicht-EU-Länder genauso unproblematisch sind. ☺️

Zur Einordnung, wir haben folgende Länder besucht: Österreich - Ungarn - Rumänien - Bulgarien - Griechenland - (Fähre -) Italien - Vatikanstadt - San Marino - Schweiz - Frankreich - Deutschland (wo wir uns nun noch knapp eine Woche aufhalten, bevor es wieder nach Hause geht) 

Ich konnte Ona so viele Freiheiten gewähren, es war gigantisch! Am anfang noch unsicher, weil fremde Länder, viel Nutzvieh mit Herdenschutzhunden, Straßenhunde, habe ich schnell gemerkt, wie entspannt ich sein  kann und die Bohne war sehr schnell sehr oft ohne Leine. Denn dadurch, dass die Besiedlung im Osten wesentlich geringer ist und es gefühlt sehr wenige Wildtiere gab, gab es nie akute Überraschungsmomente, wie ich sie in Deutschland oder Österreich kenne, wo hinter jedem Busch ein Hase, Reh oder ein Mensch stehen kann 😆 Die Straßenhunde waren unproblematisch, da ich selten so soziale Tiere getroffen habe. Eigentlich selbstverständlich, denn wer auf der Straße lebt geht so wenig Konflikte ein wie möglich, denn jede Wunde kann das Leben bedrohen und dadurch ist die Kommunikation sehr klar und deeskalierend. Und genauso war es auch mit den Herdenschutzhunden! Die haben klar ihre Grenze abgesteckt, Ona hat das verstanden und gut ist. Wir sind keinem Schutzhund näher als 100 m gekommen und mit der Distanz kamen alle Parteien gut klar. 

Ich weiß gar nicht wie laut ich es sagen kann wie gut es tat, den Hund Hund sein zu lassen, nicht die ganze Zeit darauf achten zu müssen, ob irgendein "Tut-Nix" in uns hinein brettert und Ona die Möglichkeit zu geben selbst die Entscheidung treffen zu lassen, dass es von Vorteil ist uns zu folgen. Das ging sogar soweit, dass der Hund kaum mehr Jagdtrieb gezeigt hat. Das hat sich nun kaum sind wir wieder in Deutschland übrigens schlagartig wieder geändert 😄 Denn hier in Deutschland achtet Frauchen wieder mehr auf den Hund, sodass Hund nicht mehr so viel auf uns achten muss und daher mehr Zeit für lustige Ideen hat😉

Auch komplett neue Erfahrungen wie Fähre fahren war für die Bohne selbstverständlich. Wir haben uns entschieden über Nacht von Griechenland nach Italien zu schippern und die reine Fährfahrt betrug etwa 8 Stunden. Hier war dann der Moment in dem wir zum ersten und letzten Mal auf Herz und Nieren überprüft wurden, dass auch wirklich wir wir sind und nicht noch jemanden oder Alkohol oder Zigaretten im Auto verstecken, aber die Bohne war mal wieder ziemlich egal 😂 Kaum auf der Fähre haben wir alle ziemlich durchgeschlafen um dann die letzte Stunde bis in den Hafen auf Deck zu verbringen. Auf der Fähre sind wir mit vielen IPOlern gefahren, die gerade von der Weltmeisterschaft in Griechenland kamen und alle waren sehr positiv überrascht wie entspannt ein Wolfhund sein kann und wie menschenfreundlich 😆

Und zu guter letzt muss den Zusammenhalt der TWH-Gemeinschaft hervorheben. Da mag es Fehden geben, mancher kennt den Hund des anderen besser als der Besitzer selbst und ein paar Grüppchen können sich aufs Blut nicht ausstehen, aber wenn man Hilfe oder in unserem Fall eine Unterkunft braucht ist immer jemand für einen da. Das war schon so bevor ich einen TWH hatte und ist jetzt mit TWH so geblieben! So konnten wir bei meiner Züchterin, als auch bei Andrea Zähner mit nur wenig Vorlaufzeit (bei Andrea waren es Morgens bevor wir dann abends zu ihr kamen😅) unterkommen und wurden mit so lieber Gastfreundlichkeit jeweils empfangen als würden wir zur Familie gehören. Und so war es bisher immer bei allen TWH-Leuten, die ich bisher besucht habe und genauso versuchen wir es auch selbst bei Leuten, die uns besuchen 🍀 Und dafür bin ich unendlich dankbar ❤️

ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Trotz Corona kann sie sich so schnell an wechselnde Situationen anpassen, dass es sagenhaft ist! Was dieser Hund für eine innere Ruhe mitbringt ist einfach gigantisch! 

• Bis auf wenige Diskussionen klappt der Rückruf gerade wirklich gut. Bzw. noch besser ist oft gar kein Rückruf notwendig, weil sie sich erst gar nicht entschließt zu starten.

• Die Kommunikation mit ihr macht einfach nur sehr viel Spaß!

• Hab ich schon die innere Ruhe von diesem Hund erwähnt?!

Was Ona zwischenzeitlich vergisst, weil Bingokugeln im Kopf rollen:

• Diesen Monat will ich ihr nix "ankreiden", sie übermüdet gerne mal, hat anstrengende Tage, ist aber gerade so toll und lustig drauf, dass sie diesmal es verdient hat hier nichts stehen zu haben 😄

Was Frauchen gelernt hat:

• Gelassenheit, auch wenn es viele ungeklärte Parameter gibt 😌

• Ich bin definitiv kein Stadtmensch und auch sonst kein viele-Menschen- Mensch 😂 Ich bin gerne sehr sozial und ab einer gewissen Anzahl von Menschen um einen herum, ist das aber umso schwieriger, wenn man versteht was ich meine.

• Ich liebe diese Rasse, aber ich habe wirklich ein Problem mit ihrer Auffälligkeit und den Vorurteilen. Es ist immer noch im Rahmen, aber ich merke einfach wie viel Stress ich mir mache nicht schlecht aufzufallen, weil man mit der Rasse schnell in ein schlechtes Licht kommt oder wie anstrengend einfach manche Tage sind, wenn Leute einen oder andere hinter dem Rücken belehren wollen, wie "schwer" die Rasse zu erziehen ist, weil man irgendeine von den Wolfhund-Dokus gesehen hat. Jetzt im Urlaub ist mir aufgefallen, wie viel entspannter ich bin, wenn dieser Druck nicht so präsent ist.

• Die Wörter: Farkas - lup - вълк - λύκος - lupo Und sie alle zu verneinen 😆

Aktuelle Baustellen:

• Ich bin gerade für ihr Alter sehr stolz auf alles was sie kann! Geht alles noch besser und das wird es auch, wir bleiben dahinter, aber gerade mag ich es nicht wirklich Baustelle nennen 🙃😉😌

Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• Mal wieder eine Baby(Bauch)Ölflasche

Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti Old GreyGun Kennel ENCI FCI, geb. 14.06.2020

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 22 - SCHWANGERSCHAFT MIT DER BOHNE

Da es vielleicht der letzte Bericht sein wird bei dem ich über Hund und Schwangerschaft schreiben kann, weil es jeder Zeit möglich, dass ich im nächsten Bericht schon über Hund und Geburt bzw. Kind schreiben kann😉möchte ich nun meine Erfahrungenmit Ona während der Schwangerschaft niderschreiben.

Das erste Drittel turbulent und für alle Beteiligten das Anstrengste. Mich hat die Schwangerschaft körperlich alle Reserven gekostet und meine Hormone und Gefühle fuhren Achterbahn, Ona kam gerade aus einem Pubertätsschub und der werdende Papa musste uns Hormonweiber aushalten und selbst mit der neuen Situation klar kommen. Es war also das reinste Durcheinander, was sich auch in vielen Gefühlsausbrüchen, teilweise Unsicherheiten von Ona auch uns gegenüber gezeigt hat. Gleichzeitig war das erste Drittel auch wunderschön, weil Ona so verkuschelt wie selten war; Immer in meiner Nähe, immer Kontakt liegen (am liebsten mit Kopf auf meinem Bauch).

Dann war dennoch zum Glück das erste Drittel vorbei und mein Körper und meine Hormone wieder eingependelt. Der Umgang mit Ona war nicht viel anders als vor der Schwangerschaft, ausser dass sie anfing mich mehr und mehr beschützen zu wollen. Daran knuspern wir immer noch. Sobald ein freilaufender Hund oder ein sich sehr energetisch bewegender Hund in unsere Nähe kommt, weiß sie, dass ich blocken würde und krempelt selbst auch die Ärmel hoch und "will helfen". Aktuell ist unsere Strategie solche Situationen mit genügend Individualdistanz zu umgehen und mit den Menschen zu reden. Klappt das nicht, versuche ich möglichst gelassen und ohne Körperspannung zu bleiben. Sobald ich auch nur Anzeichen an Ona sende nicht  mehr "cool" zu sein, ist sie direkt auf zack und will den anderen Hund belehren. 

Die Europarundreise und anschließende Besuch in der Heimat tat unserer Bindung richtig gut, auch enn viele Bedenken hatten eine so große Tour Schwanger und mit Hund machen zu wollen. 

Als wir dann aber wieder zuhause ankamen und damit auch im letzten Drittel, kam erstmal ein kleiner Schock, da bei mir nicht alle Werte gestimmt haben. An sich nichts schlimmes, aber dadurch, dass wir eigentlich (auch mit dem Hund im Hinterkopf) eine Hausgeburt geplant hatten, wurde ich als Risikoschwangerschaft eingestuft. Es folgten unendlich viele Termine bei Ärzten und im Krankenhaus mit langen aufenthalten (5 Stunden im Krankenhaus waren die Regel insgeamt waren es 10 ärztliche Termine in 2 Wochen). Und da muss ich sagen, wie dankbar ich bin, dass auch Julien seinen Alltag für den Hund ausgerichtet hat, weil es sonst doch ein ordentlicher Aufwand gewesen wäre immer einen Sitter für Ona zu finden. Wir üben zwar immer noch brav das Alleine bleiben und es wird besser, aber wir sind noch weit davon entfernt, dasss ich gutes Gewissen für unbekannte Zeit das Haus verlassen kann. 

Auch dass der Plan Hausgeburt nun erstmal geplatzt ist, hat uns vor das nächste logistische Problem gestellt, nämlich wohin mit dem Hund, wenn es akut losgeht. Aber hier kann ich mich nur bei meinen wundervollen Mitbewohnern und Freunden bedanken, mit denen wir einen kleinen Ona-Geburt-Notfallplan aufgestellt haben, sodass wenn es soweit ist, wir für jede Eventualität gerüstet sind. Auch hier wäre ein Hund der stabil alleine bleibt von Vorteil und vielleicht auch kleinerer Hund und nicht so intelligent-anstrengend ist. Aber wir haben uns bewusst dafür entschieden gehabt und uns war immer klar, dass irgendwas dazwischen kommen kann, weshalb Plan B-Z immer schnell aufgestellt sind. 

Jetzt im letzten Drittel muss Ona recht viel zurückstecken, weil ich einfach nicht die Kapazität für lange oder anstrengende Spaziergänge habe. Auch Hundekontakte traue ich mir alleine gerade nicht zu. Daher gibt es gerade viel mentale Beschäftigung, wie Fährte, kleinere Futtersuchen, Kamilletraining etc. Auf der anderen seite kommen Ona und ich gerade nicht um die tägliche Ruheübung umhin, einfach weil ich jede kleine Pause dankbar annehme 😄

ZUSAMMENFASSEND:

Was Ona kann:

• Eine wunderbare Frusttrationstoleranz haben, nicht in allen Bereichen und nicht steig gleich, aber dafür das gerade nur wenig Input ist, macht sie es wirklich toll.

• Zusammenhängend mit der Frustrationstoleranz bin ich sehr dankbar, dass sie Pausen einfach akzeptiert, egal wo, egal wie, geht es nach fünf Minuten nicht weiter legt sie sich hin und döst.

• Sie hat so ein unfassbares Vertrauen in uns ich kann nahezu alles mit ihr machen und sie lässt uns gewähren. Gerade hat sei einen Hot Spot und sie lässt sich ohne Tara verarzten und lässt auch die Schnauze von der Wunde, wenn wir dabei sind und es tabuisieren. 

Was Ona zwischenzeitlich vergisst, weil Bingokugeln im Kopf rollen:

• Wenn sie Quark gebaut hat kommt sie nicht zu mir, es wird besser, aber haut sie ab ist sie weg und geht erstmal alle anderen beschwichtigen bevor sie zu mir kommt, denn sie weiß bei mir gibt es wahrscheinlich Ärger. Ist also selbstgemachtes Leid, dass ich nun Stück für Stück auslöffeln darf.

Was Frauchen gelernt hat:

• Irgendwie kann ich in letzter Zeit Ona noch besser lesen. Keine Ahnung, ob sie nun deutlicher spricht oder ob ich sie besser verstehe, weil ich seit Mutterschutz fast 24/7 mit ihr verbringe

Aktuelle Baustellen:

• Befehle werden so lange ausgeführt bis ich sie wieder freigebe. Irgendwie hat sich da ganz unauffällig der "Fehlerteufel" eingeschlichen und Ona probiert sich darin was passiert, wenn sie doch einfach mal so aufsteht.

• Alleine bleiben

• Bollerwagentraining

• Rückruf

Bisher zerstört ist: (seit dem letzten Bericht)

• Diesmal driekt zwei Baby(Bauch)Ölflaschen😆

Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti Old GreyGun Kennel ENCI FCI, geb. 14.06.2020



Bild ist diesen Monat ausnahmsweise mal nicht ein selbstaufgenommenes, sondern von der wunderbaren Mel Vargas von Vierundzweibeiner Fotografie aufgenommen.

— mit Julien Peters.

Erfahrungsbericht: Leben mit TWH

TEIL 23 - EINE BOHNE IM BABYWAHN

Über ein halbes Jahr liegt nun schon der letzte Bericht zurück und es wird dringendZeit mal wieder ein Update zu geben! Zumal seit nun 6 Monaten ein weiteres Familienmitglied bei uns lebt, der kleine Arlen Joan. 🥰 Die Geburt des neuen Erdenbürgers hat gezeigt, wie wichtig ein stabiles Netz hinter TWH-Besitzern, deren Hund nicht alleine bleiben kann, ist! Denn ganze vier Tage kündigte sich die Geburt mit Wehen an und die tatsächliche Nierderkunft dauerte 26 Stunden. Da es ein paar Risikofaktoren gab, kam der junge Mann nicht wie geplant Zuhause auf die Welt, sondern im Spital und dort wurde ich direkt stationär aufgenommen für 3 Tage (und sie hätten uns gerne noch länger da behalten, aber ich wollte heim und das Risiko war überschaubar). Für so eine lange Zeit jemanden zu finden, der sich spontan um den Hund kümmern kann ist gar nicht so einfach (zumal wir Ona zur Stressreduktion nicht herum reichen wollten von Sitter zu Sitter), aber es hat geklappt und wir sind unendlich dankbar über ein halbes Dutzend Menschen in den Startlöchern gehabt zu haben, alle bereit Ona im Fall der Fälle zu übernehmen. ❤️ 

Letztlich kam Ona für eine Woche bei guten Freunden unter und hat das auch sehr gut gemeistert. Den ersten Tag dort fand sie blöd, denn vielleicht kommen die "Alten" ja jeden Moment zum Abholen zurück. Danach war es entspannt und sie fügte sich nahezu unauffällig in den Lebensalltag der Sitter ein. Mit auf eine fremde Arbeit gehen? Gar kein Problem! Mit anderen Menschen Gassi gehen? Als hätte sie noch nie etwas anderes gemacht. Sich die Couch erarbeiten (bei uns zu Hause ist die Tabu)? Wie ein Profi 😎

 An Arlens dritten Lebenstag war dann der große Moment gekommen: Die Zusammenführung! Und die haben wir so selbstverständlich wie möglich gestaltet, ganz "beiläufig". Keine große Begrüßung von mir (ich mag eh nicht so viele Emotionen beim Begrüßen) und dann kurz und bündig den Hund am leeren MaxiCosi schnüffeln lassen und dann am Kind gut war Willkommen in der Familie! 

Ganz so einfach war es dann aber in der weiteren Praxis doch nicht, denn Ona verstand schnell, dass dieser neue Mitbewohner ein (Menschen)Welpe ist und daher beschützt werden muss und anscheinend haben wir als frisch gebackene und aufgeregte Eltern diese Aufgabe nicht zu ihrer vollen Zufriedenheit gedeckt, weshalb sie für sich beschloss uns zu "helfen". Und plötzlich durften die Mitbewohner uns nicht mehr als 5 Meter nähern und an einem Tag gipfelte ihr Beschützertum damit Julien, den Vater des Kindes, nicht mehr ans Kind lassen zu wollen. Es schien so als hätte Ona beschlossen: Arlen, Frauchen und sie gegen den Rest der Welt!

Das dies absolut inakzeptabel und überhaupt nicht ihre Aufgabe ist, haben wir ihr dann für etwa ein-zwei Wochen erklärt und es war gut. Zum einen durch bewusste Führung des Hundes, zum anderen sind wir in unsere Rolle als Eltern weiter herein gewachsen und konnten diese auch überzeugender ausstrahlen. Was für Ona etwas länger gedauert hat zu akzeptieren, war dass Menschen das Kind nach vorne gebeugt anstarren dürfen, da lag sie dann doch das ein oder andere mal jammernd daneben, weil sie das gar nicht toll fand. 

Davon ab hat Ona aber den Einzug des Kindes prima gemeistert und kam auch gut damit klar nicht mehr im Fokus des Geschehens zu stehen. Was gerade am Anfang oft der Fall war, da ich auch durch das Wochenbett sie nicht wirklich auslasten konnte und Herrchens Papazeit erst einen Monat nach Geburt anfing.

Zusammenfassend:

Werde ich hier nichts schreiben, denn das ist schon über ein halbes Jahr her und ich erinnere mich nicht mehr an die Details 😂 Ich muss jetzt wieder aufholen, wenn ich wieder Uptodate bin, steht hier auch wieder was 😂

Baiona O‘Bara (Orava Maly Bysterec x Wolker Vogel Lupi Del Montale) Züchter: Barbara Degli Esposti Kennel ENCI FCI, geb. 14.06.2020



Zum beschriebenen Zeitpunkt war Ona 25 Monate alt

— mit Julien Peters.