*03.11.2017
Vater: Cezar vlci demon
Mutter: Atinka Sun z Molu Es
Wie chaotisch der Weg war, dass Kali zu uns findet habe ich an anderer Stelle schon beschrieben.
Dass ich ihre Mutter schon bei meinem ersten Besuch bei Monika grandios fand ebenfalls.
Schon beim abholen gab’s die Information dass sie ein eher aktiver und meinungsstabiler Welpe ist.
Sie hatte keinen ganz leichten Start mit uns, da der Platz den sie einnahm ja eigentlich gar nicht frei gewesen wäre, hätte uns das Schicksal Beyza nicht so zeitig genommen.
Nicht umsonst heißt es alles, kommt wie es kommen soll und mittlerweile sehe ich auch das Gute hinter der Tragödie.
Ich möchte nicht eine einzige Sekunde mit meinem Chaoskind missen.
Als Welpe war sie unkaputtbar, die Legende dass Hunde mindestens 18 Stunden am Tag schlafen und Welpen sogar noch mehr, hat sie kein Stück interessiert.
Sie musste die Welt entdecken und wer kann schon sagen ob die morgen noch da ist, oder verschwindet ohne dass Hund alles davon gesehen hat.
Der Versuch sie in der Wohnung an die Box zu gewöhnen war von wenig Erfolg gekrönt.
Sobald die Tür sich in Richtung Zu bewegt hat, fand die Wandlung zum tobenden Gremlin statt.
Dabei hätte sie auch Verletzungen in Kauf genommen, sie wollte nicht eingesperrt werden, also wirklich gar nicht und um keinen Preis der Welt.
Die ersten zwei Monate haben wir gemeinsam im Wohnzimmer genächtigt, da Anori von dem spitzzahnigen kleinen Fellteil wenig angetan war.
Da die beiden im Optimalfall die nächsten zehn Jahre miteinander auskommen sollten, hat Anori die Zeit bekommen die sie brauchte um das kleine Monster kennen und lieben zu lernen.
Kali war auch wirklich nicht ganz einfach für die beiden Großen.
Knurren und Zähne zeigen vom Mausi wurden aktiv und energisch ignoriert.
Die erste aktive Korrektur die ich zugelassen habe, nach dem ganzen Mist mit Beyza war ich einfach extrem vorsichtig damit dem Kind auch ja nichts passiert, hat dann direkt so gesessen dass sie eine leichte Kieferprellung hatte.
Danach war ein Nein vom Mausi allerdings auch ohne Diskussion ein Nein.
Draußen schlafen ging ausschließlich, wenn ich mich dazu gesetzt habe, was im Winter durchaus nicht so innig und kuschelig ist, wie es sich anhört.
Welpengruppe fand sie doof, alle viel zu aufgeregt und wild, sie hatte ihr Rudel und das war ausreichend für sie.
Mit erwachsenen Hunden konnte sie da deutlich besser, weil sie das Tempo bestimmen konnte und die sie nicht völlig ungebremst bespielt haben.
Die vielen Menschen dort waren allerdings toll, alle nur wegen der Kali da.
Ihre eigenen Welpen hätten sie nach Kali’s Meinung zu Hause lassen können um sie zu treffen.
Bis heute ist sie ein Hund der nicht beim ersten Treffen offen für ein kennenlernen ist.
Aber bis heute macht sie auch mit dreieinhalb Jahren da keinen Unterschied ob Rüde oder Hündin, kastriert oder intakt, sie findet aus Prinzip erstmal alle blöd.
Sie lässt sich nicht aufs Dach steigen und wird etwas ungehalten wenn das Gegenüber nicht in Spiellaune ist, obwohl sie in dem Moment wirklich gerne toben würde.
Sie ist allerdings in jedem Moment ansprechbar und zu moderieren, sodass prinzipiell auch fremde Hunde durchaus auf den Hof können, solange sie ihr nicht zu deutlich ihre Antipathie bekunden.
Darauf steigt sie dann ein, hält sich aber sonst grundlegend aus Stress raus.
Selbst wenn Anori Trouble mit einem anderen Hund hat, hüpft sie maximal außen herum, legt aber selbst nicht „Zahn" an.
Wer sie so manches Mal erlebt, meint sie würde andere Hunde am Stück schlucken, sie ist von Anfang an sehr mitteilsam und verbal veranlagt.
Also bekundet sie sehr laut dass sie das Gegenüber nicht kennenlernen möchte und plustert sich dabei auf wie ein Pfau zum Paarungstanz.
Ich bin sehr gespannt wie sich das entwickelt, wenn sie denn tatsächlich mal läufig war.
Mit Anori hat sie allerdings eine großartige Art um die in ihre Schranken zu weisen, ohne dass die sich mit ihrem angekratzten Selbstbewusstsein bedroht fühlt.
Schlägt Anori beispielsweise beim Spielen über die Stränge und wird zu derb, beschränkt sie sich auf einen strengen Blick und die Nase auf der Schulter um sie zur Ordnung zu rufen.
Auch das nur für wenige Sekunden, mehr könnte Anori nicht ertragen ohne komplett zu eskalieren und dagegen zu gehen, weil sie sich und ihr Leben bedroht sieht.
Da hat sie eine sehr geringe Toleranzgrenze, aber Kali hat eine Art und einen Weg, bei dem sich Anori umdreht und ohne sich erniedrigt zu fühlen die Ansage akzeptieren kann.
An diesen Punkten beweist Kali eine unglaubliche Führungskompetenz und Sozialverhalten, sie kann genau abschätzen wie viel Anori verkraftet und akzeptiert.
Von dem unbelehrbaren Haudegen der hier ankam, ist nicht mehr viel übrig.
Mittlerweile ist sie mein supersensibler Konfliktvermeider.
Sie reagiert enorm auf Stimmungen, ihr ist es wichtig dass es allen gut geht und sie hat ein Gespür dafür wem was gut tut.
Kurz gesagt, sie ist mein kleiner Trösterwolf.
Mit Menschen ist sie manchmal fast zu nett, annähernd alle Fremden werden, egal wo und wann, herzlich begrüßt.
Frei nach dem Motto: „Ich kenne dich zwar nicht, aber ich habe mein Leben lang darauf gewartet dich endlich begrüßen zu dürfen“.
Sie hat das Talent, jedem das Gefühl zu geben in diesem Moment der wichtigste Mensch in ihrem Leben zu sein.
Sie entscheidet von sich aus, andere wenn auch ihr gut bekannte, Menschen zu begleiten und kommt dann auch nicht plötzlich auf die Idee jetzt wieder weg zu müssen.
Das erleichtert soviel ungemein, wenn sich der Hund sich nicht ausschließlich auf einen einzigen Menschen fixiert.
Das heißt nicht dass sie mit jedem X beliebigen mitgehen würde.
Da hat sie durchaus ihren inneren Kreis, entscheidet komplett selbstständig wer dazu gehört und wer nicht und lässt sich da tatsächlich weder von mir noch von Anori, noch durch Kekse beeinflussen.
Was deutlich zeigt dass sie eigentlich sehr viel selbstsicherer ist als sie uns manchmal Glauben machen möchte.
Kali ist der erste meiner Twh der uneingeschränkt kuschelbedürftig ist.
Hat das Mausi länger als drei Minuten neben mir gelegen, habe ich mir schon fast Sorgen gemacht.
Beyza war es meist zu warm, Anori fängt erst jetzt nach Jahren an, Nähe so richtig für sich zu entdecken.
Kali schläft am liebsten mit Körperkontakt, stehe ich Nachts mal auf, ist sie schon auf mein Kopfkissen gekrabbelt wenn ich wieder zurück komme.
Sie macht aber bereitwillig wieder Platz, streckt mindestens eine Pfoten so aus, dass sie mich berührt und schläft dann mit einem dezenten Grinsen weiter.
Draußen hat sie immer wieder Momente in denen sie kommt und dringend hören muss dass ich sie immer noch sehr lieb habe.
Jeder Pferdebesitzer der kommt, muss sich erstmal ausgiebig um Kali kümmern, da sie ja schließlich seit dem letzten Mal nichts anderes getan hat als sehnsüchtig auf ein Wiedersehen zu warten.
Leider ist ihre Freude manchmal ziemlich überschwänglich, in ihrer Welpen und Junghundezeit hat sie etlichen Klamotten einen used look verpasst.
Ab und an war der Sprung mitten ins Gesicht auch so heftig dass es Blessuren gab.
Es ist echt unangenehm, wenn man jeden Tag mindestens einmal zu hören bekommt dass die Begrüßung schon wieder nicht ganz ohne Folgen geblieben ist.
Allerdings muss ich zu ihrer Ehrenrettung ganz klar sagen, dass sie dafür das ihre Erziehung fast komplett nebenher lief, grandios geraten ist.
Da relativ zeitig nach Kali's Einzug beim Mausi die DM ausbrach, habe ich den Großteil meiner Kraft und Energie in ihre Pflege und Betreuung gesteckt.
Kali und Anori mussten wirklich sehr viel zurückstecken in dieser Zeit, was über eineinhalb Jahre waren.
Trotzdem hat sich meine kleine Kali wirklich ganz großartig entwickelt und nach und nach versuche ich nachzuholen, was ich bisher verpasst habe ihr zum Leben zu erklären.
Kali ist mein ewiger Sonnenschein, immer gute Laune, immer einen Knutsch für jeden der es braucht, es nur manchmal einfach noch nicht weiß.
Immer darauf bedacht sich aus Stress rauszuhalten, manchmal etwas zu euphorisch und energiegeladen, einfach mein ganz eigenes Glücksbärchi fürs Wohnzimmer.
Da jeder die Chance auf sein ganz eigenes Glücksbärchi haben sollte, habe ich beschlossen dass diese Hündin wirklich wertvoll für die Zucht sein kann.
Selbstverständlich steht sie auch vollständig im Standard, bisher konnte sie auf jeder Clubschau in Tschechien die fachkundigen Richter überzeugen und sich unter den besten vier Twh ihrer Klasse (immer zwischen 15- 20 gemeldete Hunde in den jeweiligen Klassen) platzieren.
2020 konnte sie sogar an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, zwei unterschiedliche Richter so sehr überzeugen, dass sie die offene Klasse Hündinnen beide Tage gewinnen konnte.
Das war für mich ein unglaublicher Erfolg, da diese Klasse immer sehr stark besetzt ist, zahlenmäßig und qualitativ.
Diese Bewertungen wiegen für mich deutlich mehr als die Titel German Winner, Deutscher Jugendchampion, oder was auch immer sonst in Deutschland so zu holen wäre.
Natürlich werden wir auch die noch fehlende Anwartschaft für den deutschen Champion noch anstreben, einfach der Vollständigkeit halber, dies war 2020 wegen der Pandemie in Ermangelung von Veranstaltungen nicht möglich.
Wenn unsere Zeit es hergibt, werden wir uns auch an den internationalen Titeln versuchen, einfach weil ich persönlich Spaß daran habe.
Für meinen Hund möchte ich an diesem Punkt nicht sprechen, aber ich denke fünf bis zehn Tage im Jahr kann Hund auch mal für einige wenige Minuten Dinge tun, die er sich selbst nicht ausgesucht hätte.
Dafür geht es die restlichen 355 Tage annähernd ausschließlich darum, jeden Tag zum Besten ihres Lebens zu machen.